Protest gegen Impfstoffdeckelung in Deutschland

Die geplante Deckelung von Lieferungen des Impfstoffs von Biontech und Pfizer in Deutschland stößt beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auf heftige Kritik.

Die Begrenzung sei „inakzeptabel“, sagte gestern BVKJ-Präsident Thomas Fischbach. Damit könnten viele Patienten und Patientinnen nicht geimpft werden. Der Hintergrund ist, dass die Ständige Impfkommission den Impfstoff als ausschließlichen Impfstoff für die junge Altersgruppe empfiehlt.

Der Beschluss des deutschen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU), pro Arzt nur noch 30 Dosen des Impfstoffs pro Woche zu genehmigen, sei eine „Fehlentscheidung, die die zuletzt gestiegene Impfbereitschaft“ wieder mindere, zitierte die „Neuen Osnabrücker Zeitung“ („NOZ“) aus einer gestern vom BVKJ verabschiedeten Resolution.

Impfdosen verfallen?

Hintergrund der Beschränkung ist laut deutschem Gesundheitsministerium, dass die Ärzteschaft derzeit zu mehr als 90 Prozent den Impfstoff von Biontech und Pfizer nachfragt. Das Ministerium warb deshalb dafür, vermehrt den Moderna-Impfstoff einzusetzen – auch weil andernfalls ab Anfang kommenden Jahres der Verfall bereits gelagerter Dosen droht.

Spahn sagte am Abend, dass man keinen Impftstoff zurückhalte, vielmehr würden die Lager in Bezug auf den Impftstoff von Biontech und Pfizer gerade „leerlaufen“. Man werde ab Anfang der Woche sechs Mio. Dosen ausliefern.

„Es ist einfach so, dass ich im Moment (…) – also ab übernächster Woche, wenn jetzt die große Lieferung war – nicht mehr als zwei bis drei Millionen Impfdosen Biontech zur Verfügung habe.“ Er räumte ein: „Das hätten wir klarer kommunizieren müssen.“ Es sei in Summe genug Impfstoff da.

Impfempfehlung aktualisiert

Für die Altersgruppe unter 30 hat die Impfkommission zuletzt ihre Impfempfehlung aktualisiert: Empfohlen wird für diese Gruppe nur noch die Impfung mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer gegen das Coronavirus.

Bei Verwendung des ebenfalls für diese Altersgruppe zugelassenen Moderna-Impfstoffs seien häufiger Herzmuskelentzündungen festgestellt worden, hieß es. Für Menschen ab 30 Jahren bestehe das erhöhte Risiko einer Herzmuskelentzündung nicht. Der akute Verlauf der durch den Impfstoff ausgelösten Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen sei „überwiegend mild“, hieß es weiter.

Forderung nach Impfpflicht

Biontech sei der Impfstoff, „dem die Menschen vertrauen“, und dürfe nicht zurückgehalten werden, sagte BVKJ-Präsident Fischbach. Zudem verwies er darauf, dass die Pandemie nur beherrscht und das Gesundheitswesen aufrechterhalten werden könne, wenn die derzeit noch 15 Millionen Ungeimpften weitgehend geimpft würden.

Nötig ist nach Angaben des Berufsverbands deshalb die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht für Erwachsene.