Krankenhausbedienstete behandeln auf der Intensivstation einen am Coronavirus erkrankten Menschen
Reuters/Johanna Geron
Vierte CoV-Welle

WHO warnt Europa vor dramatischem Winter

In Europa könnten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zum Frühjahr 2022 Hunderttausende weitere Menschen in Verbindung mit Covid-19-Erkrankungen sterben. Die WHO rechnet mit extremen Belastungen der Spitäler in weiten Teilen Europas. Die Organisation betonte am Dienstag zudem: Zusätzlich zur Impfung müssten auch auf lange Sicht die Hygiene- und Abstandsregeln Teil des Alltags bleiben.

Man rechne damit, dass die Intensivstationen in 49 von 53 Ländern der Region zwischen Dienstag und dem 1. März nächsten Jahres einer hohen oder extremen Belastung ausgesetzt sein werden, warnte die WHO Europa. Basierend auf derzeitigen Trends werde geschätzt, dass die Gesamtzahl der gemeldeten Coronavirus-Todesfälle bis zum kommenden Frühjahr auf über 2,2 Millionen steigt – gerade hat dieser Wert die 1,5-Millionen-Marke überschritten.

Verhindert werden könne das mit sofortigem Handeln, erklärte die in Kopenhagen ansässige Organisation. Allein durch das universelle Tragen von Masken könnten einer Studie zufolge schätzungsweise über 160.000 Todesfälle bis zum 1. März 2022 vermieden werden.

Weitere Maßnahmen neben Impfung

„Um mit diesem Virus zu leben und unseren Alltag fortzusetzen, müssen wir einen ‚Impfstoff plus‘-Ansatz verfolgen“, forderte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Das bedeute, dass man nicht nur die üblichen Impfdosen gegen Covid-19 erhalte und Auffrischungsimpfungen in Anspruch nehme, wenn diese einem angeboten werden.

Zugleich müsse man einfache vorbeugende Maßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Händewaschen, Abstandhalten und Lüften von Innenräumen in seine normalen Routinen integrieren.

Drei Faktoren hinter neuer Welle

Hinter den derzeit vielerorts steigenden Neuinfektionszahlen sieht die WHO Europa drei Faktoren: Erstens dominiere in der Region die hochansteckende Delta-Variante. Zweitens hätten Länder ihren Bevölkerungen in den vergangenen Monaten signalisiert, dass Covid-19 nicht länger eine Notfallbedrohung darstelle, und in dem Zuge Maßnahmen wie die Maskenpflicht gelockert. Drittens seien viele Menschen weiter anfällig für das Virus, weil eine große Anzahl noch immer nicht geimpft ist.

53 Länder in WHO-Europaregion

Die WHO zählt 53 Länder zur europäischen Region, darunter neben der EU auch weiter östlich gelegene Staaten wie Russland, die Ukraine und die Türkei. 53,5 Prozent der Menschen in dieser Region sind bisher vollständig geimpft worden – unter den einzelnen Ländern gibt es aber teils große Unterschiede.