Der erste Krankenwagen sei am Dienstagmorgen aus Rotterdam abgefahren, teilte eine Sprecherin der nationalen Organisation für die Verteilung von Patienten mit. Der Patient sollte im BG Universitätsklinikum Bochum aufgenommen werden. Der Patient war auf der Intensivstation in einem Krankenhaus in Rotterdam behandelt worden. Ein weiterer Patiententransport sollte im Laufe des Tages folgen, wie die Sprecherin sagte.
In Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen soll Platz für insgesamt 20 Kranke aus den Niederlanden sein. Die Patientinnen und Patienten werden in speziell ausgestatteten Krankenwagen (Mobile Intensive Care Units) transportiert und jeweils von einer Ärztin oder einem Arzt und einer Pflegekraft begleitet.

Inzidenz steigt stark an
Vielfach wurden in den Niederlanden bereits notwendige Operationen auch von Krebs- und Herzpatienten verschoben, weil Pflegepersonal fehlt. Die 7-Tage-Inzidenz des Landes liegt inzwischen bei 880 – Tendenz stark steigend.
Vor rund zehn Tagen reagierte das Land mit einem Teil-Lockdown: Bars, Cafes, Restaurants und Supermärkte müssen früher schließen, und die Menschen sind angewiesen, von zu Hause aus zu arbeiten.
Am Dienstag machte die Regierung schließlich auch einen Mindestabstand von 1,5 Metern wieder verpflichtend. Die Abstandsregel war erst im September abgeschafft worden.
Ausschreitungen bei Protesten
Aus Wut über die Einschränkungen gehen seit Tagen Menschen auf die Straße, immer wieder eskalieren die Demonstrationen. Am Freitag wurden in der Hafenstadt Rotterdam vier Menschen durch Polizeischüsse verletzt.
Am Samstag gingen Demonstranten in Den Haag auf die Straße, bewarfen die Polizei mit Feuerwerkskörpern und setzten Fahrräder in Brand. Fünf Polizisten wurden verletzt.

Im Zusammenhang mit den Krawallen wurden nach Angaben des Justizministeriums landesweit bisher 173 Menschen festgenommen. Weitere Festnahmen würden folgen, teilte Justizminister Ferd Grapperhaus am Dienstag dem Parlament in Den Haag mit. Die Randalierer würden zur Verantwortung gezogen.
Rutte: Weitere Einschränkungen wahrscheinlich
Regierungschef Mark Rutte verurteilte die Ausschreitungen als „reine Gewalt“ von „Idioten“. Seine Regierung warnte, dass weitere Einschränkungen wahrscheinlich seien, falls die aktuellen Auflagen nicht zu einem Rückgang der Infektionen führen. Aktuell im Gespräch ist die Einführung einer 2-G-Regel für Gastronomie und Freizeitbereich. Laut aktuellen Daten sind 72,3 Prozent der Niederländer vollständig geimpft.