Gerüchte über erste Misstrauensbriefe gegen Johnson

Das Vertrauen in den britischen Premierminister Boris Johnson scheint zu bröckeln: Berichten zufolge soll mindestens ein erster Misstrauensbrief eines Hinterbänklers der eigenen Partei bei dem zuständigen Komitee eingegangen sein. Das berichtete der „Telegraph“ heute unter Berufung auf Parteikreise.

„Es wird nicht dazu kommen, dass 50 Briefe eingehen, die es (für ein Misstrauensvotum) brauchen würde, aber es löst Sorge aus“, sagte die nicht genannte Quelle dem üblicherweise regierungsnahen Blatt.

Ein weiterer Tory-Politiker gab an, „die üblichen Verdächtigen“ hätten das Vertrauen in Johnson verloren und das in entsprechenden Briefen ausgedrückt. Auch die „Sun“ berichtete von mehreren Briefen, die eingegangen seien.

Missglückte Rede vor Industrieverband

Johnson ist in den vergangenen Wochen verstärkt unter Druck geraten. Vorwürfe der Korruption und Vetternwirtschaft hatten die Torys in Verruf gebracht. Kritikerinnen und Kritiker werfen Johnson vor, nicht entschieden genug gegen den „Sleaze“ (Filz) vorzugehen.

Zuletzt hatte eine völlig missglückte Rede vor einem führenden Industrieverband, bei der der Premierminister zeitweise völlig den Faden verlor, das Fass zum Überlaufen gebracht. Ein Sprecher der Downing Street beschwichtigte jedoch, Johnson gehe es gut und er habe die Lage im Griff.

Im Londoner Regierungsviertel Westminster wird spekuliert, ob in der Downing Street 11 – dem Machtzentrum von Finanzminister Rishi Sunak – derzeit gegen Johnson mobilgemacht werde. Bereits in den vergangenen Monaten hatten sich bei verschiedenen Themen Gräben zwischen dem Premier und seinem Schatzkanzler aufgetan. Zudem gilt der 41-jährige Sunak als Hoffnungsträger seiner Partei und möglicher Nachfolger Johnsons an deren Spitze.