Äthiopischer Premier Abiy in Kriegsgebiet

Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed ist nach Angaben eines Regierungssprechers an der Front bei den Regierungstruppen. Als Regierungschef ist der Friedensnobelpreisträger auch Oberbefehlshaber der Truppen. Die laufenden Regierungsgeschäfte führe sein Stellvertreter Demeke Mekonnen, berichtete der Informationsminister heute. Der Vielvölkerstaat Äthiopien ist durch den seit etwa einem Jahr andauernden Konflikt im Land vom Zerfall bedroht.

Angesichts der zunehmenden Aufrufe von ausländischen Botschaften an die in Äthiopien lebenden Bürger ihrer Länder, das Land möglichst umgehend zu verlassen, sprach der Regierungssprecher von „psychologischer Kriegsführung“ gegen Äthiopien.

Abiy kam 2018 mit dem Versprechen an die Macht, das Land zu reformieren. Er entmachtete die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die das Land 25 Jahre lang dominierte. Im Herbst 2020 führte die TPLF eigenmächtig eine Wahl in ihrer Hochburg, der nördlichen Region Tigray, durch und griff kurz danach eine Militärbasis an. Abiy ging militärisch gegen die TPLF vor. Mittlerweile hat sich der Konflikt auf weitere Landesteile ausgeweitet. Abiy ist seit 2019 Friedensnobelpreisträger – geehrt wurde er für seine Bemühungen um die Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea.