Testproben werden in einem Labor untersucht
APA/AFP/Christof Stache
München und Mailand

Omikron-Variante breitet sich weiter aus

Die jüngste Variante des Coronavirus (B.1.1.529) mit dem Namen Omikron breitet sich weiter aus. Nun hat sie auch Deutschland, Italien und Großbritannien erreicht. In Österreich gab es bisher keinen Verdachtsfall auf die Mutation, sie dürfte laut Experteneinschätzung aber auch hierzulande recht bald nachgewiesen werden.

Wie der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Samstag mitteilte, sei die Omikron-Mutation bei zwei Personen in München festgestellt worden. Sie seien am Mittwoch mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen, sagte Holetschek. Zuvor hatte es bereits einen Verdachtsfall in Frankfurt am Main gegeben.

Die beiden Personen in München seien seit Donnerstag nach einem positiven PCR-Test in häuslicher Isolation, hieß es vom bayerischen Gesundheitsministerium. Genauere Erkenntnisse zu dem hessischen Verdachtsfall sollte es am Montag geben. Dann werde mit der vollständigen Sequenzierung gerechnet, teilte das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main am Samstag mit.

Großbritannien: Quarantäne für alle Einreisenden

Großbritannien meldete am Samstag ebenfalls zwei Omikron-Fälle. Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid erklärte, es seien zwei miteinander in Verbindung stehende Fälle entdeckt worden, bei denen es einen Zusammenhang mit einer Reise ins südliche Afrika gebe. Ein Fall wurde laut den Gesundheitsbehörden in der mittelenglischen Stadt Nottingham, der andere in Chelmsford östlich der Hauptstadt London entdeckt.

Weitere Omikron-Fälle in Europa

Deutschland, Tschechien und die Niederlande prüfen positive CoV-Fälle auf die neue Variante. In Großbritannien wurde sie entdeckt, in Österreich sei dies für Schallenberg „nur noch Frage der Zeit“.

Premierminister Boris Johnson verhängte daraufhin strengere Maßnahmen. Alle Einreisenden müssen demnach in Quarantäne. Vorgeschrieben sei ein PCR-Test am zweiten Tag nach der Einreise, und die Quarantäne dürfe bis zum Vorliegen des negativen Testergebnisses nicht verlassen werden.

„Positive Probe“ in Mailand

Auch in Italien gibt es eine „positive Probe“. Sie stamme von einem Flugpassagier in Mailand, der „vor einigen Tagen“ aus Mosambik eingereist war, erklärte die italienische Gesundheitsbehörde am Abend. „Der Patient und seine Familienmitglieder sind bei guter Gesundheit“. Sie seien im süditalienischen Kampanien ansässig.

In Tschechien besteht seit Samstag der Verdacht, dass die Omikron-Variante aufgetreten ist. Wie das Nationale Institut für öffentliche Gesundheit mitteilte, ist eine Person betroffen, die sich in Namibia aufgehalten hatte. In Europa war Belgien das erste Land, in dem die neue Variante nachgewiesen wurde. Zuerst war sie in Südafrika festgestellt worden. Auch Israel, Hongkong und Botswana haben Omikron-Fälle gemeldet.

Wohl Dutzende Fälle in den Niederlanden

Die niederländischen Behörden rechneten indes damit, dass Dutzende Flugpassagiere aus Südafrika vermutlich die Omikron-Variante in sich tragen. Man sei sich diesbezüglich „zu 95 Prozent“ sicher, weil erste Schnelltests von der Delta-Variante abweichende Ergebnisse gezeigt hätten. Gewissheit soll es am Sonntag geben.

Hinweis für Reiserückkehrer

Für Reiserückkehrer aus Südafrika, Lesotho, Botsuana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini wurde eine Hotline (01/2675032) eingerichtet. Dort gibt es Informationen über eine behördliche PCR-Testung, um die Proben direkt auf Virusvarianten zu analysieren. Das Gesundheitsministerium ruft dazu auf, sich freiwillig in Quarantäne zu begeben.

Insgesamt 61 Reisende waren am Freitag am Flughafen Amsterdam positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie wurden in einem Hotel am Flughafen isoliert. Die Fälle seien unter 600 Reisenden festgestellt worden, die am Freitag mit zwei Flügen aus Südafrika eingereist waren. Die beiden Maschinen waren gelandet, bevor die niederländische Regierung alle Flüge aus dem südlichen Afrika unterbunden hatte.

Baldiger Nachweis in Österreich erwartet

Zuvor hatten sich zahlreiche Staaten, darunter Österreich, mit Einreiseverboten aus dem südlichen Afrika versucht, sich gegen Omikron zu wappnen. Der Virologe Norbert Nowotny sagte aber am Freitagabend in der „ZiB Nacht“, er rechne in ein bis zwei Wochen mit dem Eintreffen der Variante in Österreich. Grund dafür sei, dass das veränderte Virus sich schon einige Zeit in Südafrika ausgebreitet habe und möglicherweise durch Touristen und Touristinnen nach Europa gebracht wurde.

Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) hält das Eintreffen der Variante in Österreich nur noch für „eine Frage der Zeit“. „Wir alle haben es aber in der Hand, zusammen dagegen anzukämpfen, in dem wir uns so schnell wie möglich impfen lassen“, lautete der Kanzler-Appell.

Omikron-Ausbruch in Österreich „nur eine Frage der Zeit“

Im südlichen Afrika ist eine neue Variante von Sars-CoV-2 aufgetaucht, die von der WHO als „besorgniserregend“ eingestuft wurde. Virologen rechnen damit, dass die Mutation Omikron in ein, zwei Wochen in Österreich sein wird.

Variantenexperte: Ausbreitung wohl unvermeidlich

Die Ausbreitung der neuen Variante sei wohl nicht mehr verhinderbar, so indes Ulrich Elling von der Akademie der Wissenschaft im Ö1-Mittagsjournal. Mit der von Südafrika gemeldeten Ausbreitunggeschwindigkeit würde sich die Omikron- sogar schneller ausbreiten als die Delta-Variante, so Elling. Die vorläufige Befürchtung lautet, Omikron könnte so ansteckend sein wie Masern.

Mit der Omikron-Variante Infizierte müssten nun so rasch wie möglich identifiziert werden. „Die Labore im Land müssen jetzt nach allen Kapazitäten, die zur Verfügung stehen, testen auf diese Mutation hin. Und wir werden so viel wie es irgendwie geht seqenzieren.“ Als Ursache für die vielen Mutationen der Omikron-Variante vermutet der Sequenzierungsexperte Elling, dass das Virus besonders lange in einem immunsuprimierten Körper war. In Südafrika gibt es sehr viele Immunsupirimierte, die an HIV oder AIDS erkrankt sind. Hier könnte es auch einen Zusammenhang damit geben, dass in Südafrika viele schwere Fälle bei Jüngeren beobachtet werden.

Die Telefon-Hotline der AGES für Reiserückkehrer aus dem südlichen Afrika erfährt indes regen Zuspruch. Bisher meldeten sich rund 300 Personen bei der Telefonhotline für Reiserückkehrer aus dem südlichen Afrika. Dort erhalten sie Informationen, wohin sie sich wegen eines behördlichen PCR-Tests wenden können.

WHO: „Besorgniserregend“

Weltweit haben Dutzende Länder wegen der Virusvariante Alarm geschlagen, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO nach dem griechischen Buchstaben Omikron benannt und als „besorgniserregend“ eingestuft wurde. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürchten ein erhöhtes Ansteckungsrisiko und eine verringerte Wirksamkeit herkömmlicher Impfungen. Die Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen. Bis jedoch Klarheit besteht, dürften Wochen vergehen.

Grafik zu den neuen Virusvariantengebieten im südlichen Afrika
Grafik: APA/ORF.at

Zwei bestätigte Omikron-Infizierte in Hongkong weisen offenbar eine sehr schnell ansteigende Viruslast auf. Die PCR-Tests der zwei Männer, die wenige Tage zuvor noch negativ ausfielen, enthielten einen Ct-Wert von 18 und 19. „Das ist wahnsinnig hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass die zwei bei den letzten PCR-Tests noch negativ waren“, schrieb der Epidemiologe Eric Feigl-Ding, der lange Zeit an der Universität Harvard forschte. Es sehe so aus, als ob die Variante dem Impfschutz tatsächlich entgehen könnte, so Feigl-Ding weiter.

Laut Angaben der Hongkonger Regierung wurde die Omikron-Variante des Coronavirus von einem Reisenden aus Südafrika eingeschleppt, der sich seit seiner Ankunft am 11. November in einem Quarantäne-Hotel befand. Am 13. November wurde er dann positiv getestet. Es wird davon ausgegangen, dass der Mann trotz strenger Isolation einen 62-Jährigen im gegenüberliegenden Zimmer des Quarantäne-Hotels angesteckt hat. Dieser wurde am 18. November während seines vierten PCR-Tests positiv getestet. In beiden Fällen wurde bei einer späteren Genomsequenzierung deutlich, dass sie sich mit der Omikron-Variante infiziert hatten.