Omikron laut WHO in Europa nicht aufzuhalten

Der künftige WHO-Notfallskoordinator für Europa, Gerald Rockenschaub, geht nicht davon aus, dass sich Europa vor der Omikron-Variante nachhaltig schützen kann.

„Es wird sich nicht zu 100 Prozent aufhalten lassen“, sagte der steirische Gesundheitsexperte gegenüber der APA. Die weitere Ausbreitung hänge von der Wirkung der Quarantänemaßnahmen ab. Die drakonischen Reisebeschränkungen könnten es erschweren, rasch neuen Mutationen auf die Spur zu kommen, befürchtet er.

Es gebe „ungewünschte Effekte“ von Reisebeschränkungen, so Rockenschaub, der sein Amt im Europahauptquartier der WHO in Kopenhagen am 1. Februar antritt. Die Möglichkeit zur frühzeitigen Identifizierung von neuen Varianten könnte nämlich künftig „eingeschränkt“ sein, weil sich betroffene Länder eine schnelle Bekanntgabe „überlegen“ würden, um Reisebeschränkungen zu entgehen.

Es sei noch zu früh für eine Bewertung von Omikron. „Es gibt Grund, aufmerksam zu sein, aber keinen Grund, in Panik zu verfallen“, sagte der WHO-Experte und plädierte dafür, die wissenschaftlichen Untersuchungen der neuen Variante abzuwarten.

„Europa Epizentrum der Pandemie“

„Europa ist leider Gottes wieder zu einem Epizentrum der Pandemie geworden, und einige Mitgliedsländer sind ganz vorne, darunter auch Österreich“, so Rockenschaub weiter. Auf die Frage nach dem richtigen Rezept in der Pandemiebekämpfung verwies er darauf, dass man alle „Stabilisatoren“ mobilisieren müsse, statt sich nur auf einzelne Maßnahmen zu konzentrieren.

Wichtig seien nicht nur Impfung und Testen, sondern auch das konsequente Tragen von Gesichtsmasken und die Belüftung von Innenräumen, die bisher „etwas vernachlässigt“ worden sei. Schließlich müsse man auch „die Behandlungsmethoden besser ausschöpfen“. Maßnahmen zur Kontaktreduktion wie der Lockdown seien in der aktuellen Situation „positiv“ und „sicherlich der richtige Schritt“ gewesen.

Impfungen hemmen Mutationen

„Es ist sehr schade, das mit ansehen zu müssen“, sagte Rockenschaub angesichts der extrem herausfordernden Situation in den österreichischen Gesundheitseinrichtungen. Man habe „unter dem Druck der Bevölkerung alle Vorsichtsmaßnahmen gleichzeitig reduziert, und das hat zur aktuellen Situation beigetragen“, sagte er.

Zur Impfpflicht äußerte er sich zurückhaltend. Wichtig sei eine „breite gesellschaftliche Debatte“, und generell sollte die Impfpflicht „nur nach Ausschöpfen aller anderen Maßnahmen erwogen werden“, er nannte etwa den niederschwelligen Zugang oder Kommunikationskampagnen.

Man müsse „alles tun, zuerst die zu impfen, die noch keine Impfung bekommen haben“, sagte er auch mit Blick auf Weltregionen mit geringen Durchimpfungsraten. „Je mehr das Virus die Möglichkeit hat zu zirkulieren, desto mehr Möglichkeit hat es zu mutieren.“