SOS Mitmensch fordert humanitäre Aufnahmeprogramme

SOS Mitmensch hat heute eine Wiederbelebung humanitärer Aufnahmeprogramme in Österreich gefordert. Laut einer Erhebung der Menschenrechtsorganisation habe Österreich als nur eines von vier EU-Ländern in den vergangenen drei Jahren keine einzige besonders schutzbedürftige Person im Rahmen einer solchen Initiative aufgenommen. „Wir sehen die jahrzehntelange humanitäre Tradition Österreichs in Gefahr“, warnte SOS-Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak.

In den vergangenen zehn Jahren wurden laut Berechnungen von SOS Mitmensch nur 1,5 besonders schutzbedürftige Personen auf 10.000 Einwohner aufgenommen und damit laut der NGO deutlich weniger als in anderen europäischen Ländern wie Norwegen (35), Schweden (26,5), Finnland (15) und Luxemburg (6). Seit 2018 liegt die Aufnahmerate Österreichs der Menschenrechtsorganisation zufolge bei null.

Unterstützung von Expertinnen und Experten

SOS Mitmensch fordert nun nach Vorbild der „Fachkommission Fluchtursachen“ der deutschen Bundesregierung ein jährliches humanitäres Aufnahmekontingent von 0,05 Prozent der Bevölkerung, das wären in Österreich 4.450 Personen pro Jahr, und sammelt dafür Unterschriften.

Unterstützung bekommt SOS Mitmensch bei ihrer Initiative laut Aussendung vom Menschenrechtsexperten Manfred Nowak, laut dem „geregelte Zugangswege“ langfristig gesehen auch die Schlepperei zurückdrängen würden. Migrationsforscher Gerald Knaus hob hervor, dass durch eine „geordnete Aufnahme über Resettlement“ in europäischen Ländern insbesondere Frauen gezielt geholfen würde. In Kombination mit Patenschaftsmodellen für die Ankommenden könnte man laut Knaus einer großen Zahl Menschen Schutz und Perspektiven bieten, ohne ein Land zu überfordern.

Vorteil von humanitären Aufnahmeprogrammen wäre der Migrationsforscherin Judith Kohlenberger von der Wiener Wirtschaftsuniversität zufolge außerdem, dass Integration ab dem ersten Tag starten könne, weil nicht wertvolle Zeit in oft langen Asylverfahren verloren würde. Gleichzeitig dürften Aufnahmeprogramme aber nicht zu einem Ausschluss individueller Asylansuchen führen.