EZB sieht Inflation 2022 auf dem Rückmarsch

Trotz des aktuell kräftigen Preisauftriebs ist laut EZB-Vizechef Luis de Guindos für nächstes Jahr mit einem Abflauen der Inflation zu rechnen. Er sei fest davon überzeugt, dass die Teuerungsrate 2022 zu sinken beginne, sagte der Spanier heute auf einer Finanzkonferenz. Es gebe noch keine Anzeichen dafür, dass die Inflation über hohe Lohnabschlüsse angetrieben werde. „Doch es ist zu erwarten, dass das Lohnwachstum 2022 höher ausfallen wird als 2021“, fügte er hinzu.

Die Geldpolitik müsse vor diesem Hintergrund mit Blick auf die Lohnrunden wachsam bleiben, sagte de Guindos. Die EZB braucht laut dem deutschen Ratsmitglied Olli Rehn kein neues Steuerungsinstrument bei einer schrittweisen Normalisierung der sehr lockeren Geldpolitik. Mit dem Pandemie-Notprogramm PEPP und dem kleineren Anleihenkaufprogramm APP verfüge die Europäische Zentralbank über ausreichende Möglichkeiten, sagte der Finne am Mittwoch. Ähnlich hatte sich das EZB-Ratsmitglied Madis Müller aus Estland jüngst gegenüber Reuters geäußert.

Lagarde verweist auf Omikron

Laut EZB-Chefin Christine Lagarde ist es angesichts hoher Inflation und der neuen Coronavariante Omikron angebracht, sich geldpolitisch nicht sehr lange festzulegen. Sie äußerte sich zugleich zuversichtlich, dass das auf 1,85 Billionen Euro ausgelegte PEPP-Programm im März auslaufen könne. Experten gehen davon aus, dass die EZB nach dessen Ende einen möglichst reibungslosen Übergang sichern möchte. Sie könnte dafür auf der Zinssitzung am 16. Dezember das APP-Programm nutzen.

Kräftig gestiegene Energiepreise haben die Inflation im Euroraum im November auf ein Rekordniveau von 4,9 Prozent getrieben.