Luftbild zeigt Zerstörung durch Tornados in den USA
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Kein Strom, kein Netz

Schwieriges Aufräumen nach Tornados in USA

Die Verwüstung, die Dutzende Tornados am Wochenende in mehreren US-Bundesstaaten angerichtet haben, ist enorm. Ganze Orte wurden dem Erdboden gleichgemacht. Wie viele Menschen umkamen, ist noch nicht klar. Auch die Aufräumarbeiten gestalten sich schwierig, der Ausfall von Handynetzen erschwert die Suche nach Vermissten.

In den betroffenen Bundesstaaten werden drastische Vergleiche gezogen. „Wir sind Ground Zero“, sagte etwa der Gouverneur des besonders betroffenen Bundesstaates Kentucky, Andy Beshear. Im 10.000-Einwohner-Ort Mayfield wurden Hunderte Gebäude komplett zerstört, jene, die noch stehen, haben kein Dach mehr. Rund 300 Mitglieder der Nationalgarde seien im Einsatz, sagte Beshear. Sie gingen „von Tür zu Tür“, um Überlebende zu finden und um Schutt zu beseitigen. Dort, wo keine Türen mehr vorhanden seien, gingen sie „von Trümmerberg zu Trümmerberg“.

Tornados in den USA im Dezember 2021

Die Aufräumarbeiten und die Bergung von Toten und Verletzten kommen weiterhin nur mühsam voran. Die Feuerwache ist außer Betrieb, die meisten Polizeiautos sind zerstört. Zahlreiche Überlebende müssen weiter ohne Obdach, Wasser und Strom auskommen, sagte Beshear. Die Katastrophenschutzbehörde FEMA verteilte Vorräte, darunter 30.000 Mahlzeiten und 45.000 Liter Wasser.

Vergleich von Luftbildern vor und nach den Tornados in den USA
Vergleich von Luftbildern vor und nach den Tornados in den USA
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Vorher, nachher: Im Vergleich wird die Verwüstung sichtbar

Seit Samstag sei keiner mehr lebend aus den Trümmern geborgen worden, berichteten US-Medien. Notunterkünfte seien geöffnet worden, um Betroffene aufzunehmen. Die nächtlichen Temperaturen in der Region lagen zuletzt um den Gefrierpunkt. Beshear betonte bei einer Pressekonferenz am Sonntag, der Ausfall von Handynetzen erschwere die Suche nach Vermissten. „Die Verwüstung ist mit nichts zu vergleichen, was ich in meinem Leben gesehen habe“, sagte Beshear. „Es fällt mir schwer, es in Worte zu fassen.“

USA: Enorme Schäden durch Tornados

Mehrere Tornados haben im US-Bundesstaat Kentucky ganze Orte dem Erdboden gleichgemacht. Die Aufräumarbeiten gestalten sich schwierig, der Ausfall von Handynetzen erschwert die Suche nach Vermissten.

Mehr als 30 Tornados

Nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes fegten in der Nacht auf Samstag 36 Tornados durch die Bundesstaaten Illinois, Kentucky, Tennessee, Missouri, Arkansas und Mississippi. Der gewaltige Luftwirbel, der Mayfield zerstörte, bewegte sich nach Angaben der Behörden 320 Kilometer hinweg über die Erdoberfläche – das ist eine der längsten verzeichneten Tornadostrecken in den USA überhaupt.

Vergleich von Luftbildern vor und nach den Tornados in den USA
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Kentucky wurde besonders schwer getroffen

Bisher war man in Kentucky davon ausgegangen, dass über hundert Menschen den Wirbelstürmen zum Opfer gefallen sein könnten. Bis zu 70 Tote wurden allein in einer Kerzenfabrik in Mayfield befürchtet. Ein Sprecher des Betriebes sprach am Sonntagabend gegenüber Reuters aber von deutlich niedrigeren Zahlen, es gebe acht bestätigte Todesfälle, acht weitere Mitarbeiter würden vermisst. „Einer ist schon zu viel, aber Gott sei Dank stellt sich die Zahl der Opfer als sehr, sehr viel kleiner heraus“, sagte Sprecher Bob Ferguson. Wie hoch die Totenzahl tatsächlich ist, war am Montag aber weiterhin unklar.

Vergleich von Luftbildern vor und nach den Tornados in den USA
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In Edwardsville im Bundesstaat Illinois prallte ein Tornado auf eine Amazon-Lagerhalle, als dort in der Nachtschicht Weihnachtsbestellungen bearbeitet wurden. Sechs Leichen wurden dort geborgen, 45 andere Mitarbeiter konnten nach Feuerwehrangaben in Sicherheit gebracht werden. Dutzende Mitarbeiter wurden noch vermisst. Auch ein Pflegeheim in Arkansas wurde von einem Tornado getroffen, mindestens ein Heimbewohner in der Stadt Monette kam ums Leben.

Vergleich von Luftbildern vor und nach den Tornados in den USA
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Von vielen Gebäuden sind nur Reste übrig

Katastrophenfall erklärt

US-Präsident Joe Biden erklärte Kentucky inzwischen zum Katastrophenfall und schuf damit die Voraussetzung für Bundeshilfen. Biden kündigte auch eine Untersuchung durch die Umweltbehörde an, welche Rolle der Klimawandel bei den Wirbelstürmen gespielt haben könne. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen davor, dass die Heftigkeit von Naturkatastrophen durch den Klimawandel zunimmt. Es sei bekannt, „dass alles intensiver wird, wenn sich das Klima erwärmt“, so auch Biden.

Biden erklärt Katastrophenfall

US-Präsident Joe Biden erklärte Kentucky inzwischen zum Katastrophenfall und schuf damit die Voraussetzung für Bundeshilfen. Biden kündigte auch eine Untersuchung durch die Umweltbehörde an, welche Rolle der Klimawandel bei den Wirbelstürmen gespielt haben könne. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen davor, dass die Heftigkeit von Naturkatastrophen durch den Klimawandel zunimmt. Es sei bekannt, „dass alles intensiver wird, wenn sich das Klima erwärmt“, so auch Biden.

FEMA-Chefin Deanne Criswell sagte gegenüber CNN: „Das wird unsere neue Normalität sein.“ Die Auswirkungen des Klimawandels seien „die Krise unserer Generation“, so Criswell. „Wir unternehmen bei der FEMA viele Anstrengungen, um mit den Gemeinden zusammenzuarbeiten, um die Auswirkungen dieser Unwetterereignisse zu verringern und systemweite Projekte zu entwickeln, die zum Schutz der Gemeinden beitragen können.“