Verschüttetes Haus auf La Palma
APA/AFP/Ume
La Palma

„Lockdown“ wegen giftiger Vulkangase

Auf der spanischen Kanareninsel La Palma haben am Montag an die 30.000 Menschen ihre Wohnungen bzw. Häuser nicht verlassen dürfen. Der Grund waren gesundheitsschädliche Gase, die ein Vulkan der Cumbre Vieja ausstößt. Dort brodelt es mittlerweile seit Monaten, nach einer kurzen Phase relativer Ruhe war der Vulkan am Wochenende wieder aktiv geworden.

Die Eruptionen in der Vulkankette dauern seit fast drei Monaten an und sind damit die – soweit bekannt – längsten in der Geschichte La Palmas. Am Sonntag waren sie nach einigen Tagen Ruhe wieder stärker geworden. Folge war nun eine Warnung der Behörden an Einwohnerinnen und Einwohner von drei Orten auf der spanischen Kanareninsel.

„Schließen Sie die Türen, die Fenster, die Fensterläden und verhindern Sie, dass Luft von außen eindringt“, hieß es am Montag. In der Gegend, für die die Regionalregierung die Warnung ausgab, wohnen rund 30.000 Menschen – knapp 40 Prozent der Bevölkerung der Insel. Die Aufforderung an sie war relativ eindeutig: „Schließen Sie sich selbst ein, wenn möglich in den Zimmern, die am weitesten im Inneren liegen.“ Erst am Montagnachmittag wurde die Warnung wieder aufgehoben.

Längstdauernder Ausbruch in der Geschichte der Insel

In der fast 2.000 Meter hohen Vulkankette der Cumbre Vieja im gleichnamigen, rund 7.500 Hektar großen Naturpark war es am 19. September zu den ersten Eruptionen seit 50 Jahren gekommen. Riesige Lavamengen flossen seitdem in Richtung Meer, verwüsteten über 1.200 Hektar Land und zerstörten fast 3.000 Gebäude. Immer wieder kommt es zu neuen, unterschiedlich starken, Vulkanausbrüchen.

Speiender Vulkan auf La Palma
Reuters/Borja Suarez
Die Cumbre Vieja spuckt seit über 80 Tagen Feuer und Asche

Bisher hatte der Ausbruch des Vulkans Tehuya im Jahr 1585 mit 84 Tagen als der längste auf der Atlantikinsel vor der Westküste Afrikas gegolten. Über frühere Eruptionen liegen keine verlässlichen Daten vor. Die Aktivität des noch namenlosen Vulkans in der Cumbre Vieja hatte in den vergangenen Tagen zwar etwas abgenommen. Prognosen, wann sie zu Ende sein könnte, sind allerdings unsicher.

Giftige Schwefelgase in der Luft

„Die Indikatoren weisen auf eine Verlangsamung hin. Die beste Nachricht ist, dass sie stabil sind“, sagte zuletzt der Präsident des Inselrates von La Palma, Mariano Hernandez Zapata, dem staatlichen TV-Sender RTVE.

Verschüttetes Haus auf La Palma
APA/AFP/Ume
Große Flächen auf der Insel sind mit Schlacke bedeckt

Grund für den Alarm in den Gemeinden Los Llanos de Aridane, El Paso und Tazacorte sei in der Früh ein stark erhöhter Wert von Schwefeldioxid (SO2) in der Luft gewesen, meldete der Sender am Abend. Der spanische Sender nannte einen Wert von knapp 2.600 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – ein Mehrfaches des als gesundheitsschädlich geltenden Grenzwerts.

Rund 900 Mio. Euro Schaden

Mittlerweile mussten an die 7.000 Bewohnerinnen und Bewohner aus der Gefahrenzone evakuiert werden. Die Schäden, die der Vulkanausbruch in der Cumbre Vieja bisher verursachte, werden auf mittlerweile rund 900 Mio. Euro geschätzt. Vor der Küste entstanden durch erkaltete Lava zwei neue Landzungen mit einer Größe von zusammen etwa 50 Hektar. Die Vulkankette ist an die 14 Kilometer lang.

Ein mit Asche bedecktes Haus in Vogelperspektive.
AP/Emilio Morenatti
Gebäude unter Asche und Schlacke verschwunden

Schwer von dem Vulkanausbruch getroffen wurde vor allem der für die Kanareninsel immens wichtige Bananenanbau, von dem etwa die Hälfte der etwa 85.000 Einwohnerinnen und Einwohner direkt oder indirekt lebt und der sich schon vor dem Vulkanausbruch in der Krise befand. 225 Hektar Bananenplantagen wurden zerstört, weitere Flächen stark beeinträchtigt, schrieb die spanische Tageszeitung „El Pais“. Auch der Tourismussektor beklagt Verluste.