Erdogan zu Zinskurs: „Ökonomischer Unabhängigkeitskrieg“

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verteidigt ungeachtet der hohen Inflation und der Währungskrise die Zinssenkungen der Notenbank. Das sei Teil des „wirtschaftlichen Unabhängigkeitskriegs“, sagte Erdogan in einer gestern ausgestrahlten Rede vor afrikanischen Jugendlichen. Er werde nicht zulassen, dass die Türken von der Last der Zinssätze „zerquetscht“ werden.

Ihm sei es schon einmal gelungen, die Inflationsrate auf etwa vier Prozent zu drücken. Das werde er auch diesmal schaffen. „So Gott will, wird die Inflation bald sinken“, sagte der Präsident.

Unternehmer fordern Handeln

Der größte Unternehmerverband des Landes forderte Erdogan dagegen auf, die auf niedrigen Zinsen basierende Geldpolitik aufzugeben und zu den „Regeln der Wirtschaftswissenschaft“ zurückzukehren. Es sei „ein Umfeld des Misstrauens und der Instabilität geschaffen worden“, kritisierte der Verband Tusiad. Das Wirtschaftsmodell drohe in Zukunft noch „viel größere“ Probleme zu verursachen.

Die Inflationsrate ist im November sprunghaft auf mehr als 21 Prozent gestiegen. Im kommenden Jahr dürfte die Geldentwertung nach Prognose von Ökonomen sogar 30 Prozent erreichen. Das geht vor allem auf den Verfall der Landeswährung zurück, die in diesem Jahr mehr als die Hälfte ihres Wertes zum Dollar eingebüßt hat.