Belebte Straße am Abend in Madrid
AP/Bernat Armangue
Rasche Ausbreitung

Spanien und Portugal stellen sich Omikron

Trotz einer hohen Zahl an zumindest zweimal Geimpften sehen sich Spanien und Portugal damit konfrontiert, dass die Weihnachtsferien keine Zeit des ungezügelten Feierns sein werden. Grund dafür ist die Omikron-Variante, die sich rasend schnell ausbreitet und auch Geimpfte treffen kann, wenn auch das Risiko geringer ist, schwer an dem Coronavirus zu erkranken.

Im Vergleich zu Österreich mit 70 Prozent aktiven Impfzertifikaten (mindestens zweimal geimpft) hat Portugal eine Quote von fast 87 Prozent und Spanien von 80 Prozent. Sowohl Portugal (303,6, Stand 20. Dezember) als auch Spanien (486,5, Stand 22. Dezember) haben mittlerweile auch eine höhere 7-Tage-Inzidenz als Österreich (188,1). Deshalb kündigten beide Länder verschärfte Maßnahmen über Weihnachten und Neujahr an, um die Omikron-Variante einzudämmen, die sich über Europa und die ganze Welt ausbreitet.

In Portugal und Spanien schätzt man den Anteil von mit Omikron Infizierten derzeit auf 20 bis 30 Prozent. In Österreich betrug der Anteil laut AGES-Bereichsleiter Bernhard Benka in Kalenderwoche 50 fünf Prozent. Das sei eine Verzehnfachung im Vergleich zur Vorwoche, sagte er am Mittwoch im Ö1-Mittagsjournal.

Portugal verschärft Regeln bis 9. Jänner

Portugal gab am Dienstag eine Reihe neuer Beschränkungen für die Weihnachts- und Neujahrstage bekannt, die das Arbeiten von zu Hause aus zur Pflicht machen (sofern möglich) und die Schließung von Diskotheken und Bars ab Samstagabend vorsehen. Außerdem muss ein negatives Testergebnis vorgelegt werden, um portugiesische Kinos, Theater, Sportveranstaltungen, Hochzeiten und Taufen zu besuchen. Die Regeln gelten bis mindestens 9. Jänner.

Portugal wird am Heiligen Abend und am Christtag sowie zu Silvester und Neujahr außerdem Ausnahmeregeln einführen, die unter anderem ein negatives Testergebnis für den Zutritt zu Restaurants und öffentlichen Feiern vorschreiben. In der Silvesternacht dürfen sich nicht mehr als zehn Personen auf der Straße versammeln, und der Alkoholkonsum im Freien ist verboten.

Spanien: Maskenpflicht auch im Freien

Die Regierung in Madrid erklärte, dass das Tragen von Masken auch im Freien wieder Pflicht werde. Die Maßnahme gelte ab Donnerstag – und damit bereits zur Weihnachtszeit. „Die Maske hat in den vergangenen Monaten bewiesen, dass sie ein wirksames Präventionsmittel ist“, sagte Regierungschef Pedro Sanchez am Mittwochabend. Die Tragepflicht im Freien solle „vorübergehend“ gelten und „so bald wie möglich“ aufgehoben werden.

Beim Sport im Freien oder beim Spaziergang mit Haushaltsmitgliedern müsse die Maske vorerst nicht getragen werden. Die Maskenpflicht im Freien war in Spanien Ende Juni aufgehoben worden, in Innenräumen und bei großen Menschenansammlungen im Freien galt sie aber weiterhin.

Spitäler unter Druck

Die unglaublich schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante setzt die spanischen Krankenhäuser bereits unter Druck, obwohl sich Expertinnen und Experten einig sind, dass eine Impfung das Risiko, ernsthaft zu erkranken, nach wie vor stark verringert. Besonders betroffen ist schon jetzt Katalonien. Jeder vierte CoV-Krankenhausaufenthalt wird dort verzeichnet. Katalonien bereitet sich daher darauf vor, die erste spanische Region zu werden, die wieder weitgehendere Einschränkungen einführt und der Urlaubsstimmung einen Dämpfer verpasst.

Menschen mit Mundschutz auf der Straße, Lissabon, Portugal
Reuters/Pedro Nunes
Neue CoV-Beschränkungen stehen in Portugal und Spanien bevor

„Wir hatten alle gehofft, die Weihnachtsfeiertage mit unserer Familie und unseren Lieben verbringen zu können, aber leider ist das nicht möglich“, sagte der katalanische Regionalpräsident Pere Aragones am Dienstag. „Man muss nicht auf die Zahlen schauen. Jeder von uns kennt Menschen, die sich infiziert haben“.

Die katalanischen Gesundheitsbehörden haben bei den Gerichten eine Reihe von Maßnahmen beantragt, darunter eine neue nächtliche Ausgangssperre von 1.00 bis 6.00 Uhr, eine Begrenzung auf zehn Personen pro gesellschaftliches Zusammentreffen, die Schließung von Nachtclubs und die Begrenzung der Zahl der Sitzplätze in Restaurants auf 50 Prozent und in Geschäften, Sporthallen und Theatern auf 70 Prozent. Im Falle einer Verabschiedung würden die Vorschriften am Heiligen Abend in Kraft treten und 15 Tage gelten, sodass die meisten Silvesterpartys ausfallen würden.

CoV-Tests vergriffen

„Diese Schritte sind absolut notwendig“, sagte der regionale Gesundheitschef von Katalonien, Josep Argimon. „Die Zahl der Infektionen ist in der vergangenen Woche um 100 Prozent gestiegen.“ Medizinische Fachkreise sowie Expertinnen und Experten fordern weitere Maßnahmen, nicht nur in Katalonien. „Der Anstieg der Diagnose neuer Fälle in Kliniken und Krankenhäusern kann kurz- bis mittelfristig zu einem erneuten Zusammenbruch des Gesundheitssystems führen“, so der spanische Verband der Lungenärztinnen und -ärzte letzte Woche.

Es scheint jedoch, dass die meisten spanischen Regionen nicht so weit gehen wollen wie Katalonien, wo fast 30 Prozent der Intensivbetten mit CoV-Patientinnen und -Patienten belegt sind. Wohl auch deshalb ist der Bedarf an CoV-Tests in der spanischen Bevölkerung schon jetzt stark gestiegen. Teilweise wird von einem Mangel an Antigen-Tests berichtet. Die Pharmazeutische Hochschule in Madrid teilte der Nachrichtenagentur AP mit, dass die Nachfrage nach Heimtests im November innerhalb eines Monats um 500 Prozent gestiegen sei. Die Lieferungen würden immer noch in den Apotheken eintreffen, aber sie seien schnell vergriffen.