Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit
APA/Herbert Neubauer
Omikron

Beratungen zu effektivem Testen bundesweit

Am Montag tagt erneut das Gremium der gesamtstaatlichen CoV-Krisenkoordination (GECKO), um die aktuelle Lage zwischen den Jahren insbesondere wegen der Omikron-Variante einzuschätzen. Davor beschäftigte sich ein „Testgipfel“ unter Einbindung von Laborbetreibern, Bundesheer und Ländern wie bundesweit effektiver getestet werden kann. Neue Verschärfungen für die Bevölkerung werden indes aktuell nicht empfohlen, doch die Omikron-Zahlen steigen.

Derzeit funktioniert insbesondere das Gratis-PCR-Test-Angebot nicht in allen Bundesländern gleich gut, Testergebnisse kommen häufig zu spät. Vorreiterin ist jedoch Wien, wo Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Sonntag aufgrund von Sequenzierung der ausreichend in der Bevölkerung verfügbaren PCR-Tests verkündete, dass etwa 50 Prozent der Coronavirus-Fälle auf die Omikron-Variante zurückgehen – mehr dazu in wien.ORF.at.

Österreichweit gab die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) am Montag bekannt, dass in der Woche vor Weihnachten (20. bis 26. Dezember) rund 8,3 Prozent aller Coronavirus-Fälle auf Omikron zurückzuführen waren. Laut AGES sind weiters Nachmeldungen zu erwarten, sprich die Zahl dürfte sich nachträglich noch erhöhen und werde auch künftig steigen. In der Woche davor, also 13. bis 19. Dezember, waren es laut AGES erst rund zwei Prozent Omikron-Fälle. Die Zahlen hängen freilich immer davon ab, wie viel getestet und sequenziert wird.

Rolle des Bundesheers könnte gestärkt werden

Daher sollen jetzt die Testkapazitäten der Republik unter die Lupe genommen werden. Neben Chief Medical Officer Katharina Reich und Generalmajor Rudolf Striedinger für die GECKO saßen auch Thomas Starlinger vom Covid-19 Future Operations Clearing Board, die Bundesbeschaffungs GmbH sowie Vertreterinnen und Vertreter von Justiz- und Verteidigungsministerium am virtuellen Tisch.

Gerade bei der Logistik könnte das Bundesheer eine größere Rolle einnehmen, hieß es im Ö1-Mittagsjournal am Montag. Denn die Test- und Laborlogistik sei in einem Flächenbundesland freilich nicht so einfach wie in Wien, „aber da gibt es auch Lösungskonzepte dazu“, so Michael Havel, der das Lifebrain-Labor in Wien leitet, das die PCR-Tests vor allem für die Bundeshauptstadt auswertet.

Wenn etwas nicht funktioniere, ein Testergebnis etwa zu spät eintreffe, liege das immer an einer „Summation verschiedener Dinge, die funktionieren müssen“, sagte Havel, der am Montag auch bei dem Videotreffen mit GECKO anwesend war. Um eine große Menge an Tests abzuarbeiten, brauche es viel Know-how, Roboter sowie ausreichend geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, etwa medizinisch technische Assistentinnen und Assistenten. „Wenn ein Puzzleteil nicht funktioniert, dann geht es nicht innerhalb von 24 Stunden“, so der Lifebrain-Chef weiter.

Lifebrain: Können Kapazitäten erhöhen

Ein geringer Zeitabstand von Testung zu Ergebnis ist jedoch für die Sicherheit der einzelnen Person, aber auch für das Ausbreitungsgeschehen in der Gesellschaft unerlässlich. Je kürzer der Zeitraum bis zum Testergebnis, desto schneller in Folge eine mögliche Absonderung bei positivem Test und desto größer die Wahrscheinlichkeit, weitere Ansteckungen zu verhindern.

Lifebrain-Labor für PCR-Tests
APA/Hans Punz
Lifebrain wertet vor allem die Wiener PCR-Gurgeltests aus

Auf Dauer würde es zwar schwierig werden, jedoch könne man kurzfristig die Kapazitäten von Lifebrain erhöhen, so Havel, um etwa auch die PCR-Tests anderer Bundesländer auszuwerten. Mittel- und langfristig brauche es aber mehr Auswertungsstandorte, meint der Lifebrain-CEO und empfiehlt, zwei bis drei so große Testzentren wie jenes in Wien zu errichten.

Sein Unternehmen sei bereit, „60 bis 70 Millionen Euro“ dafür zu investieren, „Wir würden es gerne machen, doch brauchen wir auch den politischen Willen dafür, dass so etwas auch gewünscht ist.“ Das kann GECKO allerdings nicht entscheiden, denn in dem Gremium sitzen Expertinnen und Experten, aber keine politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger.

Sperrstunde vorverlegt

Erst am Mittwoch verschärfte die Bundesregierung auf Empfehlung des GECKO-Gremiums unter der Leitung von Reich und Striedinger, die Sperrstundenregelung von 23.00 Uhr auf 22.00 Uhr. Das gilt seit Montag. Laut Virologin Monika Redlberger-Fritz dürfte das zwar so gut wie keinen Einfluss auf die Erkrankungszahlen haben, es werde aber zumindest ein Zeichen gesetzt, „um zu zeigen: Die Pandemie ist nicht vorbei“, so Redlberger-Fritz.

Die vorverlegte Sperrstunde wird jedenfalls auch zu Silvester gelten und umfasst ebenso die Hotellerie. Die maximale Teilnehmendenzahl bei Events wird auf 2.000 beschränkt, je nach Setting können aber noch geringere Teilnehmendenzahlen gelten. Weiter als das dürften die Verschärfungen zumindest in den nächsten Tagen nicht reichen.

Maßnahmen ausreichend?

Bei der seit dem frühen Abend stattfindenden Sitzung setzt sich GECKO damit auseinander, ob die derzeitigen Maßnahmen ausreichen, um die anwachsende Omikron-Welle bewältigen zu können. Der GECKO-Bericht geht anschließend an die Bundesregierung und wird nicht veröffentlicht.

„Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Omikron-Variante binnen kurzer Zeit Dominanz im österreichischen Infektionsgeschehen erlangen und zu einer hohen Infektionswelle führen, die erhebliche Implikationen des gesellschaftlichen Lebens sowie erneut eine außerordentliche Belastung des Gesundheitssystems mit sich bringen kann“, hieß es unterdessen dazu in der erst vor wenigen Tagen veröffentlichten neuen Lageeinschätzung des CoV-Prognosekonsortiums.

Dem Gremium zufolge ist ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen und damit die nächste und mittlerweile fünfte CoV-Welle nur noch eine Frage der Zeit. Unter pessimistischen Annahmen „kann das auch schon Anfang Jänner der Fall sein“, sagte dazu kurz vor Weihnachten der am „Policy Brief“ des Prognosekonsortiums beteiligte Komplexitätsforscher Peter Klimek – „optimistischeren Annahmen“ zufolge Ende Jänner oder Anfang Februar. Am Dienstag folgt die nächste öffentliche Einschätzung des CoV-Prognosekonsortiums.