Er beschrieb Tutu als „Kreuzritter im Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Frieden. Nicht nur in Südafrika, sondern auf der ganzen Welt“. Verstehe man unter einer „globalen Ikone“ jemanden von „großer moralischer Größe","außergewöhnlichen Qualitäten“ und dass er „einen Dienst an der Menschheit vollbringt“, dann treffe das zweifellos auf den Mann zu, der nun zu Grabe getragen werde.
Tutu stand für Menschlichkeit, Freiheit, für hartnäckigen Einsatz und Bescheidenheit. Tutu habe nie aufgehört, zu kämpfen, seine Meinung zu sagen und sich zu sorgen, so Ramaphosa. Tutu sei Südafrikas „moralischer Kompass und nationales Gewissen“ gewesen.

Ohne Prunk
Die im Fernsehen übertragene Zeremonie wurde bewusst einfach gehalten. Tutu hatte darauf bestanden, dass es „keinen Prunk und keine verschwenderischen Ausgaben“ geben solle. Die Trauergäste beschränkten sich auf enge Freunde und Familie, Geistliche und wenig internationale Gäste wie König Letsie III. aus dem benachbarten Lesotho. Tutus Tochter, Reverend Nontombi Naomi Tutu, bedankte sich zu Beginn der Totenmesse bei den Trauergästen für ihre Unterstützung.

Tutus Witwe Leah saß in einem Rollstuhl in der ersten Reihe und war in einen violetten Schal gehüllt, der Farbe der klerikalen Gewänder ihres Mannes. Ramaphosa überreichte ihr Südafrikas sechsfarbige Flagge, aufgrund derer Tutu den Begriff „Regenbogennation“ schuf. Dieser soll das friedliche Zusammenleben von Südafrikas zahlreichen Bevölkerungsgruppen nach der Apartheid beschreiben.
Südafrika: Abschied von Bischof Tutu
In Kapstadt hat die Trauerfeier für den verstorbenen südafrikanischen Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu stattgefunden. Der für seine Bescheidenheit berühmte Geistliche wurde in einem schlichten Sarg aufgebahrt. Die Familie bat um gemeinnützige Spenden statt Blumen.
„Licht gebracht“
Tutu war über die Grenzen Südafrikas für seine moralische Integrität verehrt worden. „Er war zwar körperlich klein, aber moralisch und geistlich ein Riese unter uns“, sagte der pensionierte Bischof Michael Nuttall, der viele Jahre lang Tutus Stellvertreter war.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, der die weltweite Anglikanische Gemeinschaft leitet, sagte in einer aufgezeichneten Botschaft: „Die Menschen haben gesagt: ‚Als wir im Dunkeln waren, hat er uns Licht gebracht‘, und das … hat weltweit Länder erhellt, die mit Angst, Konflikten, Verfolgung und Unterdrückung zu kämpfen haben.“

Tutu war vergangenen Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben. Seither wehen die Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf halbmast, die Kirchenglocken in ganz Südafrika werden seit Sonntag täglich zu Tutus Ehren geläutet. Die Kathedrale wurde jede Nacht violett angestrahlt. In den vergangenen zwei Tagen erwiesen Hunderte Menschen dem aufgebahrten Tutu ihre letzte Ehre. Auch international gab es unzählige Beileidsbekundungen für einen „Helden“ und „außergewöhnlichen Menschen“.
Beisetzung in „Kathedrale des Volkes“
Die Asche des Friedensnobelpreisträgers wird später in einem Mausoleum innerhalb der Kathedrale beigesetzt. Tutu hatte diese Kathedrale als anglikanischer Erzbischof in eine „Kathedrale des Volkes“ verwandelt, wo Anti-Apartheid-Aktivisten insbesondere in den 1980er und 1990er Jahren, als Sicherheitskräfte die demokratische Massenbewegung unterdrückten, einen Zufluchtsort fanden.

Gemeinsam mit dem späteren Präsidenten Nelson Mandela hatte Tutu gegen das rassistische Apartheid-System gekämpft. 1984 wurde ihm für seinen gewaltfreien Einsatz der Friedensnobelpreis verliehen. Nach dem Ende der Apartheid setzte sich Tutu für die Aussöhnung von Schwarzen und Weißen ein.