HRW: Gastarbeiter aus Tigray in Äthiopien verschleppt

Die äthiopischen Behörden sollen aus der Krisenregion Tigray stammende Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter nach ihrer Rückkehr aus Saudi-Arabien willkürlich festgenommen, missbraucht und verschleppt haben.

Bericht: In Haftanstalten gesperrt

Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus Tigray, die in Saudi-Arabien schrecklichen Missbrauch erlebt hätten, seien nach ihrer Ankunft in Addis Abeba in Haftanstalten eingesperrt worden, sagte Nadia Hardman, die Spezialistin für Rechte von Geflüchteten für die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), einem heute veröffentlichten Bericht zufolge.

In Äthiopien kommt es seit dem Beginn des Konflikts zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), immer wieder zu willkürlichen Festnahmen von Menschen, die aus dieser Region stammen. Nach Angaben von HRW sollen aus Tigray stammende Gastarbeiter von den Behörden verschleppt und an Milizen übergeben worden sein. Zwei Betroffene mussten laut HRW unbezahlte Zwangsarbeit auf Kaffeeplantagen verrichten.

6,3 Millionen Beschäftigte aus dem Ausland in Saudi-Arabien

In Saudi-Arabien leben Human Rights Watch zufolge rund 6,3 Millionen ausländische Beschäftigte. Ein Großteil von ihnen stammt aus armen Ländern wie Äthiopien und erlebt dort häufig Diskriminierung und Misshandlung.

Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen der äthiopischen Zentralregierung und der TPLF begannen vor rund einem Jahr. Die TPLF gab Mitte Dezember einen Rückzug aus umkämpften Gebieten des Landes bekannt. Der Vielvölkerstaat im Osten Afrikas mit seinen 115 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern droht durch die anhaltenden Kämpfe zu zerfallen.