Auktion in Italien: Streit über Dokument der Roten Brigaden

Eines der dramatischsten Dokumente der italienischen Nachkriegsgeschichte, das Kommunique, mit dem sich die linksextremistische Terrorgruppe Rote Brigaden zur Entführung des damaligen Christdemokraten-Chefs Aldo Moro und zum Massaker seiner Eskorte bekannte, wird bei einer Onlineauktion versteigert. Der Startpreis liegt bei 600 Euro, heißt es auf der Website des Auktionshauses Bertolami Fine Art, das die Verlautbarung zur Versteigerung angeboten hat.

„Dies war das erste einer Reihe von Kommuniques, die bis zu Moros Tod folgten. Es handelt sich um einen dramatischen Propagandatext, der der Presse geschickt wurde, um die Beweggründe für die Entführung und die politischen Motive des Klassenkampfes zu erklären“, heißt es auf der Website Bertolamis.

Erstes Kommunique von neun

Das Kommunique beginnt mit Worten, die in die italienische Geschichte eingegangen sind. „Am Donnerstag, den 16. März, nahm ein bewaffneter Kern der Roten Brigaden Aldo Moro, den Vorsitzenden der Christdemokraten, gefangen und führte ihn in ein Volksgefängnis. Seine bewaffnete Eskorte, bestehend aus fünf Polizisten, wurde vollständig vernichtet“, hieß es im Kommunique mit dem Datum des 16. März 1978. Zu sehen ist der fünfzackige Stern, das Symbol der „Roten Brigaden für den Kommunismus“.

Das Dokument wurde 48 Stunden nach der Entführung Moros auf dem Dach eines Passbildautomaten im Zentrum von Rom gefunden. Ebenfalls beigefügt war ein Polaroid-Foto von Moro. Während der 55 Tage der Gefangenschaft Moros wurden von der Terrororganisation bis zum tragischen Ende des Politikers insgesamt neun Kommuniques verbreitet.

Proteste gegen Auktion

Die Auktion löste Proteste aus, u. a. seitens des Journalisten Mario Calabresi, dessen Vater von den Brigate Rosse ermordet wurde. „Diese bluttriefenden Seiten sollten lieber in ein Museum gebracht werden“, sagte er. Filippo Sensi, Abgeordneter der Demokratischen Partei (PD), rief dazu auf, „ein Zeichen des Mitleids zu setzen, um den Verkauf zu verhindern“.

Am 16. März 1978 folgte ein Kommando aus elf Personen dem Dienstfahrzeug Moros auf dem Weg zum Parlament in Rom und stoppte es in der Via Fani. Fünf Männer der Eskorte Moros wurden kaltblütig erschossen. Den Parteichef selbst zerrten die Verbrecher aus dem Auto, um ihn in ein „Volksgefängnis“ zu bringen, zu „verhören“ und zu „verurteilen“. 55 Tage nach dem Überfall fand man den fünfmaligen Regierungschef nach einem anonymen Anruf in einem Kleinwagen in der römischen Innenstadt tot auf.

Moro war ein katholischer Politiker, der die Einbindung der Kommunistischen Partei (PCI) – damals die stärkste KP Europas – in die Regierungsverantwortung suchte. Das trug ihm viel Feindschaft im rechten Lager seiner eigenen Partei ein. Moros Mord bildete den Höhepunkt der „bleiernen Jahre“, wie die politische Terrorwelle in den 70er und 80er Jahren in Italien genannt wird.