Kirsten Dunst in einer Filmszene von „The Power of the Dog“
Netflix
„The Power of the Dog“ und „West Side Story“

Die Sieger der „stillen“ Golden Globes

Ohne Party, ohne Stars und ohne Prominente – ja selbst ohne TV und Livestream ist die Verleihung der Golden Globes in der Nacht auf Montag über die Bühne gegangen. Die zweitwichtigsten US-Filmpreise nach den Oscars sind nach heftiger Kritik wegen mangelnder Diversität schwer in der Krise. Der Verband versucht gegenzusteuern und gab seine Wahl schlicht via soziale Netzwerke bekannt.

Der Western „The Power of the Dog“, der Musicalfilm „West Side Story“ und das Mediendrama „Succession“ waren die großen Globes-Gewinner. „The Power of the Dog“ gewann die Preise für das beste Drama, die beste Regie und den besten Nebendarsteller. Jane Campion ist damit erst die zweite Regisseurin, die für das beste Drama mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde.

Steven Spielbergs „West Side Story“-Remake erhielt den Preis für die beste Komödie sowie die Auszeichnungen für die Haupt- und Nebendarstellerinnen Rachel Zegler und Ariana DeBose.

Will Smith und Nicole Kidman gewannen die Preise für den besten Schauspieler und die beste Schauspielerin in einem Filmdrama für ihre Rollen in „King Richard“ beziehungsweise „Being the Ricardos“.

Illustration zur Golden-Globes-Verleihung mit Smartphone und Website
APA/AFP/Chris Delmas
Die Preisverleihung war nur über einen Liveticker zu verfolgen

Kenneth Branagh, dessen Schwarz-Weiß-Film „Belfast“ über den Ausbruch der Gewalt in Nordirland in den späten 1960er Jahren als Favorit galt, gewann nur in der Kategorie „Bestes Drehbuch“.

„Succession“ holt TV-Preis

Das Familienepos „Succession“ (HBO) wiederum wurde mit drei Auszeichnungen der große Sieger in den Serienkategorien der Golden Globes. Jeremy Strong wurde zudem für seine Darstellung des verstoßenen Sohnes Kendall Roy als bester Hauptdarsteller in einer Dramaserie ausgezeichnet. Sarah Snook erhielt in der Rolle als seine Schwester Siobhan „Shiv“ Roy den Preis als beste Nebendarstellerin Fernsehen.

Bei den Comedy-Serien siegte „Hacks“ über die Arbeitsfreundschaft einer alternden Las-Vegas-Entertainerin mit ihrer jüngeren Gag-Autorin. Für die an Altstar Joan Rivers angelehnte Hauptfigur erhielt Jean Smart auch die Auszeichnung als beste Comedy-Darstellerin.

Dritter Globe für Zimmer

Starkomponist Hans Zimmer (64) gewann eine weitere Trophäe. Der gebürtige Deutsche holte mit seiner Komposition für das Science-Fiction-Drama „Dune“ den Preis des Verbands der Auslandspresse (HFPA). Es war seine 14. Nominierung in der Sparte „Beste Filmmusik“. Zwei Globes hat er schon, 1995 für „König der Löwen“, 2001 für „Gladiator“.

Keine Party, mangelnde Diversität

Die Bekanntgabe der Golden-Globe-Gewinner in der Nacht auf Montag in Beverly Hills war nicht die übliche Galaparty. Auch wegen der Pandemie habe man umdenken müssen, so Helen Hoehne, Vorsitzende der HFPA, vorab zur dpa. Es war nur eine kleine Zahl von Gästen, Mitgliedern und Spendenempfängern eingeladen – weil die großen Stars nach der Kritik an der HFPA im letzten Jahr sowieso nicht gekommen wäre.

Es gab keine TV-Übertragung und keinen Livestream. Die Namen der Gewinner wurden nur in sozialen Netzwerke mitgeteilt. Im vorigen Jahr war die Organisation vor allem wegen mangelnder Diversität – kein schwarzes Mitglied gehörte dem Gremium an – unter Druck geraten. Der Sender NBC sagte die TV-Übertragung für 2022 ab, viele Stars übten heftige Kritik, Firmen setzten die Zusammenarbeit aus.

Jury um schwarze Mitglieder erweitert

„Wir haben in den letzten neun Monaten sehr hart daran gearbeitet, unsere Organisation von Grund auf zu reformieren und umzustrukturieren“, sagte Hoehne. Ein Berater für Diversität wurde eingestellt, ein neuer Vorstand gewählt, die Mitgliedschaft vergrößert. 21 neue Mitglieder, darunter sechs schwarze Journalistinnen und Journalisten, wurden seither aufgenommen. 103 Auslandsjournalisten stimmen nun über die seit 1944 vergebenen Preise ab.

Harter Weckruf

„Manchmal braucht man einen Wake-up-Call, um sich zu verändern“, sagte HFPA-Chefin Hoehne. Der Boykott sei recht hart gewesen, aber die HFPA stehe nun viel besser da. „Auf jeden Fall sind wir zuversichtlich, dass wir 2023 für unser 80. Jubiläum wieder eine Gala haben“, sagte Hoehne. Sie hofft auf ein Comeback. Jahrelang hatten die Golden Globes den Ruf, Hollywoods lockerste Trophäenparty zu sein.