Coronafigur aus Knetmasse in einem Kindergarten
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Coronavirus-Maßnahmen

Fleckerlteppich in den Kindergärten

In den Schulen ist die Teilnahme am Unterricht nur getestet möglich. Im Kindergartenbereich dagegen gleichen die Maßnahmen einem Fleckerlteppich. Flächendeckende Tests gibt es nicht in allen Bundesländern. Auch die Umsetzung der Quarantäneregeln wird österreichweit unterschiedlich gehandhabt.

Im Burgenland und in Niederösterreich werden Tests in Kindergärten derzeit flächendeckend angeboten – und das größtenteils auf rein freiwilliger Basis. Verpflichtende Tests sind die große Ausnahme. Eines der wenigen Beispiele, wo eine solche Regelung umgesetzt wird, ist Sommerrein in Niederösterreich. Es sei ihm bewusst, dass die Regelung für verpflichtende Schleckertests im Kindergarten juristisch womöglich auf zarten Beinen stehe, sagte Bürgermeister Karl Zwierschitz (SPÖ) gegenüber dem ORF Niederösterreich, die meisten Eltern hätten aber sofort eingewilligt – mehr dazu in noe.ORF.at.

In Salzburg gibt es keine flächendeckende Testpflicht, aber die Empfehlung für zwei Tests pro Woche. Die meisten Gemeinden setzen auf Freiwilligkeit – ein Umstand, der auf politischer Ebene für Debatten sorgt. Der Vizebürgermeister der Stadt Salzburg, Bernhard Auinger (SPÖ), forderte vom Land eine einheitliche Strategie analog zu jener bei den Schulen. Aus Sicht von Bildungslandesrätin Andrea Klambauer (NEOS) ist das nicht umsetzbar. „Bei den Kindergärten ist die Organisation eine ganz andere. Wir haben 608 Einrichtungen mit den unterschiedlichsten Rechtsträgern. In den Schulen ist eine einheitliche Regelung möglich, nicht so bei den Kindergärten“, so Klambauer – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Kein einheitliches Vorgehen bei Quarantäne

Freiwilligkeit lautet das Credo auch in Wien. Die Stadt rief Eltern zu Ferienende auf, das PCR-Testangebot „Alles gurgelt“ für sich selbst und ihre Kinder in Anspruch zu nehmen. 17.000 Proben wurden am Wochenende vor der Öffnung der Kindergärten abgegeben, 121 davon fielen positiv aus, teilte die Stadt am Dienstag mit – mehr dazu in wien.ORF.at.

Auch was die Quarantäne positiv getesteter Kindergartenkinder betrifft, gibt es kein österreichweit einheitliches Vorgehen. Wien setzt auf Strenge. Bereits bei Auftreten eines positiven Falles wird die gesamte Gruppe für fünf Tage gesperrt.

In anderen Bundesländern seien noch keine entsprechenden Informationen an die Einrichtungen ergangen, sagte Natascha Taslimi, Vorsitzende des Netzwerks Elementare Bildung (NEBÖ), gegenüber ORF.at. In Niederösterreich etwa werden Kinder, die im Kindergarten positiv getestet werden, zunächst mit einer Betreuungsperson in einen eigenen Raum gebracht und deren Eltern informiert. Für die anderen Kinder werden die Gruppen aber nicht geschlossen, so Taslimi.

In der Steiermark fordert man ein rascheres Vorgehen. „Unsere Forderung an die Gesundheitsbehörde ist ganz klar: Es muss bei einem Erkrankungsfall schnellstmöglich gehandelt und die Gruppe auch bereits bei einem erkrankten Kind oder einer erkrankten Kollegin geschlossen werden – nur so kann eine weitere Ansteckung vermieden werden“, sagte Alexandra Obendrauf vom steirischen Berufsgruppenverband für Elementarpädagogik – mehr dazu in steiermark.ORF.at. In puncto Tests gibt es seit Dezember ein flächendeckendes Angebot an freiwilligen Antigen-Lollipoptests.

Einsatz von PCR-Tests gefordert

Taslimi spricht sich für eine Testpflicht aus. Ohne eine solche sei es schwierig herauszufinden, ob sich infizierte Kinder in einer Gruppe befinden. Sie plädiert zudem für den Einsatz der genaueren PCR-Tests, da eine CoV-Infektion gerade bei kleinen Kindern häufig ohne Symptome verlaufe. Ansteckend können sie trotzdem sein. Antigen-Schnelltests hätten sich als zu ungenau erwiesen.

PCR-Tests kommen derzeit nicht in ganz Österreich zum Einsatz. Oberösterreich etwa setzt auf Lollipop-Antigentests in Kindergärten. Für Kinder unter drei Jahren sollte es PCR-Schleckertests geben, größeren Kindern könne man den Gebrauch eines Gurgeltests beibringen, so Taslimi.

Die Testung in den Kindergärten selbst ist laut Taslimi nicht überall möglich. In nicht allen Bundesländern verfügen die Einrichtungen über genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, alle Kinder zu testen. „In den Schulen dauert es eine ganze Schulstunde, bis diese Tests bei allen durchgeführt sind“, so Taslimi. Es brauche zusätzliches Personal für Kindergärten oder die Mithilfe der Eltern, die ihre Kinder bereits zu Hause testen.

Niederösterreich gegen Testpflicht

Niederösterreichs Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) erteilte einer Testpflicht gegenüber dem ORF Niederösterreich eine Absage. 75 Prozent der Eltern würden bereits jetzt freiwillig ihre Kinder testen lassen. „Wir wollen diese hohe Freiwilligkeit nicht dadurch infrage stellen, indem wir jetzt krampfhaft eine Verpflichtung einführen“, so Teschl-Hofmeister. Auch in Gesprächen mit Expertinnen und Experten sei davon abgeraten worden – mehr dazu in noe.ORF.at.