Wahlrechtsreform: Biden setzt auf Filibuster-Aussetzung

US-Präsident Joe Biden will die von seinen Demokraten vorangetriebene Wahlrechtsreform mit einem heiklen Manöver durch den Senat bringen. Biden befürworte eine Änderung der Abstimmungsregeln im Oberhaus, um die Pläne umzusetzen, sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Weißen Hauses laut AFP.

Biden will bei einer Rede in Atlanta im Bundesstaat Georgia seine Entschlossenheit bekräftigen, zwei Gesetzestexte zur Wahlrechtsreform gegen den Widerstand der Republikaner durchzusetzen, und für eine Aussetzung der Filibuster-Regel plädieren.

Recht auf Briefwahl

Seit der Präsidentschaftswahl 2020, bei der sich Biden gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump durchgesetzt hat, treiben die Republikaner Änderungen im Wahlrecht in von ihnen regierten Bundesstaaten voran. Sie begründen das mit angeblicher Betrugsanfälligkeit der bisherigen Wahlgesetzgebungen.

Die Demokraten werten es hingegen als Versuch, Minderheiten wie Afroamerikanern, die mehrheitlich demokratisch wählen, das Wählen zu erschweren, und Republikanern einen größeren politischen Einfluss auf die Wahlen zu sichern.

Die von den Demokraten geforderte Reform soll unter anderem allen US-Bürgern das Recht auf Briefwahl sowie eine Stimmabgabe vor dem Wahltermin garantieren.

„Nukleare Option“

Um das demokratische Reformvorhaben durchzusetzen, müsste die Filibuster-Regel ausgehebelt werden, die bei Gesetzesverfahren eine Mehrheit von 60 Stimmen vorsieht, bevor der Text zur Schlussabstimmung kommt. Die Demokraten, die wie die Republikaner je 50 Senatoren stellen, könnten das Vorhaben dann mit einfacher Mehrheit durchsetzen.

Denn bei Pattsituationen gibt Vizepräsidentin Kamala Harris, die kraft ihres Amtes auch Senatspräsidentin ist, mit ihrer Stimme den Ausschlag. Eine Aussetzung der Filibuster-Regel kommt nur sehr selten vor und wird als „nukleare Option“ bezeichnet.

Die Republikaner verurteilten die Pläne der Demokraten. „Sie wollen Millionen von Amerikanern zum Schweigen bringen und den Senat übernehmen, um Einfluss auf die Wahlen zu gewinnen“, sagte der oberste Republikaner im US-Senat, Minderheitsführer Mitch McConnell.