Barbara Coudenhove-Kalergi ist 90

Die Journalistin und Publizistin Barbara Coudenhove-Kalergi feiert heute ihren 90. Geburtstag. Auch in hohem Alter führt sie ihren Kampf um Weltoffenheit und Minderheitenrechte unermüdlich fort. Und die politische Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist der Grande Dame ein Herzensanliegen.

Coudenhove-Kalergi entstammt einer aristokratischen Intellektuellenfamilie mit Wurzeln in Böhmen und Japan. Sie wurde am 15. Jänner 1932 in Prag geboren und lebt seit 1945 in Österreich. „Sich in Österreich einzugewöhnen war nicht leicht. Seither kann ich mir auch vorstellen, wie es den Migranten geht, die jetzt nach Österreich kommen“, erzählt sie im aktuellen „Falter“.

Barbara Coudenhove-Kalergi
APA/Herbert Neubauer

In Österreich arbeitete sie als Schriftstellerin und Publizistin unter anderem für die Tageszeitungen „Die Presse“, „Kurier“ und das Nachrichtenmagazin „profil“ – zuletzt vor allem für den „Standard“ in einer alle zwei Wochen erscheinenden Kolumne.

Dem breiten Publikum wurde sie in den 1970er und 1980er Jahren durch ihre „Ostblock“-Reportagen für den ORF bekannt. „Die Öffnung zum Ausland war im ORF das große Verdienst von Gerd Bacher und Hugo Portisch. Sie haben die Auslandsberichterstattung eingeführt“, würdigt sie die damalige Neuerung im „Falter“.

„Empathie, Neugierde und Sachlichkeit“

Hohe politische Ämter sind ihr öfter angetragen worden, annehmen wollte sie solche Funktionen aber nicht. Sie wolle sich selbst treu bleiben, so hatte ihre Begründung gelautet, als sie 1997 aufgefordert worden war, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren.

Für ihr Engagement bekam Coudenhove-Kalergi im Jahr 2001 in Prag den Masaryk-Orden verliehen. Der damalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel würdigte dabei ihre „besonderen Verdienste um Demokratie und Menschenrechte“.

„Empathie, Neugierde und Sachlichkeit“: Diese drei Eigenschaften würdigte Laudator Philipp Blom im Jahr 2013 bei der Verleihung des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an Coudenhove-Kalergi.

Engagiert bis ins hohe Alter

Die kontinuierliche „Übereinstimmung zwischen Denken und Handeln“ spiegelt sich etwa in Coudenhove-Kalergis ehrenamtlicher Tätigkeit als Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache, auch wenn sie mittlerweile keine größeren Gruppen mehr unterrichtet.

In ihrer Pension hatte sich die Journalistin intensiv in der Flüchtlingshilfe eingesetzt. Zu Beginn der Coronavirus-Krise war sie eine jener Unterzeichnerinnen, die die Bundesregierung in einem offenen Brief aufforderte, die Aufnahme von Geflüchteten aus griechischen Lagern zu ermöglichen. Sie riefen zur Evakuierung der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln auf, „um eine Katastrophe inmitten der Covid-19-Pandemie zu verhindern“.