Labormediziner stellt Testsystem kritischen Befund aus

Der Präsident der Fachgesellschaft für Labormedizin, Georg Mustafa, stellt Österreichs PCR-Testsystem einen kritischen Befund aus. Österreich testet auch in absoluten Zahlen mehr als das zehnmal größere Deutschland – einen Beleg, dass es in Österreich dadurch weniger Erkrankungen und Todesfälle gab, gebe es nicht, sagte Mustafa heute im Ö1-Mittagsjournal. Das gehöre wissenschaftlich aufgearbeitet.

„Goldgräberstimmung“

Mustafa sprach gegenüber Ö1 von einer „Goldgräberstimmung“ in den vergangenen eineinhalb Jahren. Jeder habe gemeint, plötzlich CoV-Tests durchführen zu können. Zum Teil seien Tests durchgeführt worden von Stellen, „wo man sich schon fragen muss: Mit welcher Expertise wird hier getestet. Oder ob überhaupt keine Expertise in dem Sinne vorliegt – schlicht und einfach zu wenig Erfahrung.“ Eine Folge sei, dass Infektionen nicht erkannt werden.

Hintergrund solcher Fälle seien zum Teil nicht ausreichend geeignete PCR-Testgeräte: „Manchmal ist es auch vielleicht da und dort die Qualität der Anbieter, die diskutierbar ist. Einerseits müssen die Geräte hervorragend sein, um nicht falsche Resultate zu erzeugen. Und wir wissen, dass zum Teil Geräte vertrieben werden, die nicht die Qualität haben. Das Zweite ist: Es ist jedenfalls ein internationaler Anbieter als Reagenzhersteller zu nehmen, der schon auch eine große Markterfahrung hat und schon länger in der Produktion ist.“

Starke Qualitätsunterschiede zwischen Anbietern

Mustafa lobte explizit die Wiener Tests von Lifebrain, die konstant und rasch Ergebnisse lieferten. Was andere Screeningtestanbieter betrifft, sagte er: „Wettbewerb ist immer was Gutes. Wichtig ist, dass im Wettbewerb mit gleich langen Spießen gekämpft wird. Wir haben eine Reihe von Auflagen, die Mindeststandards in der Qualität vorgeben, und wir haben berufsrechtliche Auflagen. Und aus meiner Sicht ist es schon ganz wichtig zu unterscheiden, ob jemand als Ordination oder Krankenanstalt tätig ist oder als Firma. Eine Firma hat all diese
Auflagen nicht. Und das ist fraglos wettbewerbsverzerrend.“

Mustafa selbst betreibt einen Laborbetrieb in Salzburg. Der wickelt derzeit unter anderem für das Rote Kreuz bis zu 20.000 CoV-Tests am Tag ab. Der Labormediziner sagte, ein Rundversuch mit verschiedenen Labors hat ergeben, dass der CT-Wert um bis zu 18 Einheiten schwanken kann – je nach Probennahme, Aufbereitung und Testgerät. „Es ist nach zwei Jahren einfach zu fordern, dass das standardisiert ist. Gute Laboratorien können das auch, dass sie das in Copies – also in Anzahl Viren pro Milliliter zum Beispiel – angeben.“

Vorsequenzierung und Sequenzierung einstellen

Dass sich viele in Österreich zu sehr aufs Testen verlassen haben und sich dadurch weniger Menschen impfen haben lassen, wollte Mustafa nicht behaupten. Allerdings: „Testen ist halt nur ein Aspekt in der Pandemiebekämpfung, und seitdem es die Impfung gibt, ist der zentrale Aspekt aus meiner Sicht vom Testen hin zur Impfung zu legen.“

Die Sequenzierungen und Vorsequenzierungen auf Omikron, so der Labormediziner, könne man wieder herunterfahren und damit Steuergeld sparen. Man wisse ja, dass der Omikron-Anteil an den Infektionen derzeit 95 Prozent ausmache.