Menschen mit Schutzmasken
Reuters/Lisi Niesner
Über 40.000 Fälle täglich

Düstere CoV-Prognose für nächste Woche

Am Mittwoch ist in Österreich ein neuer Höchststand bei den täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet worden. Es dürfte nicht der letzte Rekordwert gewesen sein: Die Prognose für nächste Woche ist düster – jeden Tag könnten über 40.000 neue Fälle dazukommen.

In der neuen Prognose werden tägliche Fallzahlen von über 30.000 schon zu Wochenbeginn am Dienstag als Mittelwert angenommen. Auch bei den Spitalszahlen wird sich laut des CoV-Prognosekonsortiums die Fallhäufung bemerkbar machen, zeigt die auf 14 Tage angelegte Prognose: Am 1. Februar sollen über 1.500 CoV-Patientinnen und -Patienten in Spitalsbehandlung sein – so viele, wie zuletzt Mitte Dezember.

Aktuell sind es noch knapp über 1.000 Hospitalisierte. Wie bei der Omikron-Variante erwartet, wird die Belastung der Intensivbetten relativ schwächer ausfallen, hier werden zum 1. Februar 245 Patientinnen und Patienten erwartet, aktuell sind es mit 197 noch knapp unter 200. Für den 26. Jänner wird zudem eine 7-Tage-Inzidenz im Bereich von 2.100 bis 3.400 Fällen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern (bei 68-Prozent-Konfidenzintervall) erwartet. Als Mittelwert wird eine Schätzung von 2.600 angegeben.

Fast 28.000 Neuinfektionen

Am Mittwoch meldeten Gesundheits- und Innenministerium 27.677 Neuinfektionen – so viele wie noch nie seit Pandemiebeginn. Vierzehn weitere Todesopfer wurden gemeldet. Insgesamt hat die Pandemie seit Ausbruch 13.956 Tote in Österreich gefordert. In den vergangenen 24 Stunden wurden 1.115.855 PCR- und Antigen-Schnelltests und davon 801.459 aussagekräftige PCR-Test gemeldet, die eine Positivrate von 3,5 Prozent aufwiesen. Mehr als 50 Prozent der PCR-Test, nämlich rund 460.000 erfolgten in Wien.

Bisheriges Allzeithoch bei den täglich von den Ministerien gemeldeten Neuinfektionen war vor einer Woche mit 17.006 Fällen, als die Omikron-Welle an Fahrt aufnahm. Der derzeitige starke Anstieg zeichnete sich bereits bei den am Vormittag veröffentlichten Zahlen im Epidemiologischen Meldesystem (EMS) ab. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) berichtete dann im Ministerrat von rund 30.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden.

Grundsätzlich werden am Mittwoch immer mehr Neuinfektionen gemeldet als an anderen Wochentagen. Das liegt u. a. daran, dass an diesem Tag die Ergebnisse der meisten an den Schulen durchgeführten PCR-Tests in das Meldesystem einfließen. Die stärkste Zunahme gab es erneut in Wien mit 9.161 Neuinfektionen, was auch für die Bundeshauptstadt erneut einen Rekord bedeutet. Bisher lag der Maximalwert bei 5.573 am 12. Jänner. In Vorarlberg waren es 1.109, in Tirol 3.702, in der Steiermark 2.398, in Salzburg 2.771, in Oberösterreich 3.315, in Niederösterreich 4.044, in Kärnten 815 und im Burgenland 362.

Virologe: Omikron entwickelt sich zur Grippe

Auch der Virologe Norbert Nowotny glaubt, dass 40.000 neue Fälle an einem Tag erreicht werden können. Das Risiko, mit einer Omikron-Infektion im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, sei im Vergleich zu Delta und anderen Varianten um 75 bis 80 Prozent geringer. Die Zahl der Spitalsbehandlungen werde sich daher im Rahmen halten, sagte Nowotny am Mittwochabend in der ZIB2. Wenn die Fallzahlen aber stark ansteigen, dann bekomme die kritische Infrastruktur ein Problem. Denn dann seien zu viele Leute in Krankenstand.

Virologe Nowotny über die Omikron-Entwicklung

Der Virologe Norbert Nowotny äußerte sich im ZIB2-Interview unter anderem zu den steigenden Infektionszahlen.

Die Impfpflicht könne insofern begründet werden, als nicht bekannt ist, wie hoch die Welle im Herbst ist. Nowotny hätte sie jedoch später eingeführt, und zwar erst mit der Zulassung der der Totimpfstoffe Valneva und Novavax. Damit könnte man noch mehr Menschen zur Impfung bewegen. Das Virus entwickle sich ohnehin zu einem saisonalen endemischen Virus ähnlich der Grippe. „Keine Pandemie dauert ewig“, sagte Nowotny. Omikron gehe durch den milderen Verlauf und hohe Ansteckung in diese Richtung. Und was den Sommer betrifft: Schon die letzten beiden Sommer habe es keine Viruszirkulation gegeben, das erwarte er sich auch für heuer.

Nehammer: Berechnungen im Zielbereich

Nehammer verwies darauf, dass sich die Entwicklung der Pandemie im erwarteten Ausmaß befindet. „Weil die Omikron-Variante anders zu bewerten ist als die Delta-Variante, die uns vorher gequält hat“, würden alle Berechnungen genau im Zielbereich liegen. „Wir mussten daher damit rechnen, dass die Infektionszahlen heute so stark steigen.“ Gleichzeitig sehe man, dass die Spitalsbelegung stabil sei, so Nehammer.

Kanzler Nehammer zu CoV-Höchstwert

Die vermutlich mehr als 30.000 CoV-Neuinfektionen, die Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Rahmen einer Pressekonferenz kommentierte, waren am Mittwoch auch Thema im Ministerrat.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betonte ebenfalls, dass die Belegungszahlen in Spitälern und Intensivstationen in „keiner Weise“ – auch nicht mit Verzögerung – „mit diesem steilen Anstieg (der Infektionen, Anm.) verbunden“ sein werden. Auch müsse man die hohe Anzahl der Tests berücksichtigen, sagte er.

75 Prozent mit Erstimpfung

Am Montag gab es 34.267 Impfungen, davon weit mehr als die Hälfte Drittimpfungen. Der Tageswert liegt deutlich unter dem Durchschnitt der letzten sieben Tagen (45.244) und unter dem Wert der vorangegangenen Montage. 74,97 Prozent der Bevölkerung bzw. 6.696.687 Menschen haben laut den Daten des E-Impfpasses zumindest eine erste Dosis erhalten.

6.313.733 Menschen und somit 70,7 Prozent verfügen über einen gültigen Impfschutz. Am höchsten ist die Schutzrate (gültiges Impfzertifikat) weiter im Burgenland mit 77,3 Prozent, gefolgt von Niederösterreich mit 73,6 Prozent. Oberösterreich ist das Schlusslicht mit 67,5 Prozent.