Erzwungene Landung: Klage in USA gegen belarussische Beamte

Acht Monate nach der erzwungenen Landung einer Ryanair-Maschine mit dem Blogger Roman Protassewitsch an Bord in Minsk werden vier belarussische Regierungsvertreter in den USA angeklagt.

Die New Yorker Staatsanwaltschaft teilte gestern (Ortszeit) mit, den Beschuldigten werde wegen der Umleitung von Ryanair-Flug 4978 im vergangenen Mai „Verschwörung zur Luftpiraterie“ vorgeworfen, worauf als Höchststrafe lebenslange Haft stehe.

Ziel der Tat sei die Festnahme des belarussischen Regierungskritikers Protassewitsch gewesen. Die USA würden mit ausländischen Partnern zusammenarbeiten, um die Angeklagten vor Gericht zu bringen.

Die Beschuldigten hielten sich weiterhin in Belarus auf, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Bei ihnen handle es sich um den Generaldirektor des für die Flugsicherung zuständigen Staatsunternehmens Belaeronavigatsia, um dessen Stellvertreter sowie um zwei Mitarbeiter der belarussischen Sicherheitsdienste. Unter den Passagieren seien auch vier US-Staatsbürger gewesen.

EU, USA und Großbritannien verhängten Sanktionen

Die Behörden in Belarus hatten im Mai vergangenen Jahres eine Ryanair-Passagiermaschine auf dem Weg von Athen nach Vilnius mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Die erzwungene Landung war mit einer Bombendrohung begründet worden. Auch diese fingierte Bombendrohung ging nach Überzeugung der New Yorker Staatsanwaltschaft auf die Angeklagten zurück.

Unter den mehr als 100 Passagieren an Bord waren der Blogger Protassewitsch, Mitgründer des oppositionellen Telegram-Kanals Nexta, und seine Freundin Sofia Sapega. Beide wurden nach der Landung verhaftet. Die EU, Großbritannien und die USA verhängten daraufhin weitere Sanktionen gegen die ehemalige Sowjetrepublik.