Ukraine-Krise: Zeman relativiert Gefahr von russischer Invasion

Der tschechische Präsident Milos Zeman hat sich im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt gegen eine Teilnahme von Soldaten seines Landes an der Verstärkung der NATO-Ostflanke ausgesprochen. Eine Truppenentsendung beispielsweise in das direkt an die Ukraine grenzende Nachbarland Slowakei wäre ein unnötiges „Säbelrasseln“, sagte er heute in einer TV-Diskussion. Der 77-jährige Zeman ist formell Oberbefehlshaber der tschechischen Streitkräfte.

Der Konflikt der Ukraine und des Westens mit Russland sei derzeit ein von beiden Seiten angeheizter „Krieg der Worte“, und darauf solle er sich auch weiterhin beschränken, sagte das Staatsoberhaupt. Zuvor hatte Außenminister Jan Lipavsky erklärt, die Entsendung zusätzlicher NATO-Truppen an die Ostflanke der NATO diene auch der tschechischen Sicherheit, deshalb solle sich Tschechien daran beteiligen.

„Die Russen sind keine Wahnsinnigen“

Bereits gestern war ein erster Teil der für diese Verstärkung der NATO-Ostflanke angekündigten zusätzlichen US-Truppen in Polen gelandet. Tschechien grenzt nicht an die Ukraine, aber an deren Nachbarländer Polen und Slowakei.

Zeman kritisierte seiner Ansicht nach falsche Meldungen, mit denen die Gefahr einer russischen Invasion in der Ukraine hochgespielt werde. Er befürchte einen solchen Angriff nicht. „Die Russen sind keine Wahnsinnigen“, sagte er.

Sie wüssten sehr wohl, dass sie bei einem Angriff auf die Ukraine viel weniger zu gewinnen als zum Beispiel durch nachfolgende Sanktionen zu verlieren hätten. Lipavsky bricht am Montag gemeinsam mit Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und dem slowakischen Amtskollegen Ivan Korcok zu einem zweitägigen Besuch in die Ukraine auf.

Kiew: „Apokalyptische Vorhersagen“ ignorieren

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba rief die Bevölkerung indes auf, „apokalyptische Vorhersagen“ über eine bevorstehende russische Invasion zu ignorieren. „Die Ukraine verfügt heute über eine starke Armee, eine noch nie dagewesene internationale Unterstützung und den Glauben der Ukrainer an ihr Land“, schrieb er auf Twitter.