Britischer Ex-Premier Major legt Johnson Rücktritt nahe

Der frühere britische Premierminister John Major hat seinem Parteikollegen Boris Johnson nach dem Skandal um Lockdown-Partys den Rücktritt nahegelegt. „Der Premierminister und andere Amtsträger haben in (Downing Street) Nummer 10 Lockdown-Regeln gebrochen“, sagte der konservative Politiker heute bei einer Veranstaltung in London.

Zwar verwies Major auf die laufende Polizeiermittlung zu den mutmaßlichen Regelbrüchen, antwortete jedoch auf die Frage, ob ein Regierungschef, der das Gesetz gebrochen habe, zurücktreten müsse: „Das ist schon immer der Fall gewesen.“

Johnson äußert sich zu Vorwurf

Der innenpolitische Skandal habe weitreichende Konsequenzen, auch über das Land hinaus, sagte Major, der das Vereinigte Königreich von 1990 bis 1997 regiert hat. Johnson, der indes im Ausland zu Gesprächen über die Ukraine-Krise unterwegs war, wies diese Behauptung zurück. Der Vorwurf sei „nachweislich falsch“, sagte er in Warschau.

Johnson droht wegen der „Partygate“-Affäre ein Misstrauensvotum. Entziehen ihm mindestens 54 seiner Fraktionskollegen das Vertrauen, muss er sich einer Abstimmung stellen.

Ein Untersuchungsbericht hatte den Verantwortlichen in der Downing Street erhebliche Verfehlungen bei der Einhaltung von Regeln und Führungsversagen vorgeworfen. Die Polizei hat im Rahmen ihrer Ermittlungen Befragungsbögen an 50 mutmaßliche Beteiligte verschickt, darunter wohl auch an Johnson.