Auf Wohnhaus gestürzter Baum nach Sturm in Deutschland
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Sturmtief über Deutschland

Bahn- und Flugverkehr beeinträchtigt

Ein heftiges Sturmtief hat Donnerstagfrüh Deutschland erreicht und bereits für zahlreiche Schäden gesorgt. In Tausenden Haushalten fiel der Strom aus. In der Nacht wurden in besonders exponierten Gebieten Windspitzen von mehr als 150 Kilometern pro Stunde gemessen. Die Deutsche Bahn (DB) stellte in mehreren deutschen Bundesländern den Fernverkehr ein. Auch einige Flüge mussten gestrichen werden.

Voraussichtlich bis Mittag werden in den nördlichen Bundesländern Deutschlands – Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin – keine Fernzüge fahren. Auch im Regionalverkehr kommt es laut DB zu Zugsausfällen und Verspätungen. Davon seien auch andere Bundesländer betroffen. Vereinzelt blockierten umgestürzte Bäume die Gleise.

Auch der Flugverkehr war beeinträchtigt. Die Lufthansa strich vorsorglich 20 Flüge, wie das Unternehmen mitteilte. Reisenden wurde empfohlen, sich auf der Website der Airline über den Status ihres Fluges zu informieren. Auf dem Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) wurde in der Früh die Flugzeugabfertigung unterbrochen. Aufgrund der starken Sturmböen konnten keine Maschinen beladen und entladen werden. Bereits abgefertigte Maschinen können allerdings noch starten. Auch Landungen sind noch möglich.

Deutschland: Überflutungen und Schäden nach Sturmtief

Ein heftiges Sturmtief hat Deutschland erreicht und bereits für zahlreiche Schäden gesorgt. Windspitzen von mehr als 150 Kilometern pro Stunde wurden gemessen. Das Tief „Ylenia“ traf zunächst vor allem den Norden und Osten des Landes. In Hamburg wurde der Hamburger Fischmarkt von einer Sturmflut überschwemmt.

Sturmflut in Hamburg

Das Tief brachte heftige Gewitter und orkanartige Böen. Feuerwehren, Polizei und Straßenmeistereien sind im Dauereinsatz. Auf einer Autobahnbrücke bei Oldenburg erfasste eine Sturmböe einen Lastwagen und ließ diesen umkippen. Der Fahrer blieb unverletzt, für die Bergung musste aber ein Kran angefordert werden.

In Berlin wurde am Vormittag bereits zum zweiten Mal der vorübergehende Ausnahmezustand ausgerufen. Das bedeutet, dass so viele Alarmrufe eingehen, dass sie nicht wie sonst üblich nacheinander abgearbeitet werden, sondern es werden Prioritäten gesetzt. In Hamburg wurde Donnerstagfrüh der Hamburger Fischmarkt von einer Sturmflut überschwemmt. „Am Pegel St. Pauli wurde ein Wert von 1,98 Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen“, so ein Sprecher des Sturmflutwarndienstes des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie. Der Tierpark Hagenbeck bleibt aufgrund des Sturms geschlossen.

Sturm trifft auf norddeutsche Küste in Büsum
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Seit Ende Jänner kam es im Norden Deutschlands häufig zu Sturmfluten

Auch in Schleswig-Holstein gab es eine Sturmflut. In Husum, am Eidersperrwerk und in Büsum beispielsweise lagen die Hochwasserwerte Donnerstagfrüh über 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser. Hamburg und der Norden haben in diesem Jahr seit Ende Jänner bereits mehrere Sturmfluten erlebt.

Schulen in Nordrhein-Westfalen geschlossen

Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen ordnete einen landesweiten Schulausfall für Donnerstag an. Die Regierung rief auch Eltern von Kindergartenkindern auf, ihren Nachwuchs zu Hause zu lassen. Das Bundesland Bremen stellte für Donnerstag auf digitalen Fernunterricht um, auch Kommunen in Niedersachsen sagten wegen des Sturms den Unterricht ab. Mehrere Bundesländer stellten Eltern die Entscheidung frei.

Feuerwehrleute bauen eine vom Sturm zerstörte Covid-Teststation wieder auf
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Eine provisorisch eingerichtete CoV-Teststation hielt dem Sturm nicht stand

Schäden verursachte das Sturmtief auch im Süden. In Bayern etwa fiel in Tausenden Haushalten der Strom aus. Alleine der größte Stromnetzbetreiber des Bundeslands verzeichnete 10.000 Betroffene, hieß es von Bayernwerk Netz. Ursache waren meist auf Leitungen gestürzte Bäume.

Auswirkungen in Österreich spürbar

In Deutschland wird erwartet, dass das aktuelle Sturmtief nachlässt. Auswirkungen sind aber auch in Österreich zu spüren. In Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, im Flachgau in Salzburg, im Nordburgenland und in manchen Tälern der Obersteiermark und Nordtirols erreicht der Wind 80 bis 120 km/h, so die ORF-Wetterredaktion.

Noch stärker wird der Wind in Gipfellagen den Nordalpen, hier sind stellenweise sogar Orkanböen bis 150 km/h möglich. Das kann nicht nur Stromversorgung und Verkehr beeinträchtigen, sondern auch Auswirkungen auf den Liftbetrieb haben – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Auch in Österreich erwarten die Meteorologen, dass der Höhepunkt des Sturms am Vormittag und über Mittag erreicht wird.

In Oberösterreich sind bereits die ersten Schäden bemerkbar. Die Böen erreichten am Vormittag in Kremsmünster Geschwindigkeiten von fast 120 km/h, auf dem Feuerkogel waren es sogar 140 km/h. In Linz wurden mehr als 60 km/h gemessen. Laut Netz Oberösterreich waren am Donnerstagvormittag mehr als 15.000 Haushalte in Oberösterreich ohne Strom. Betroffen waren etwa Laakirchen im Bezirk Gmunden und Ortschaften um Andorf im Innviertel, wo jeweils gut 2.000 Haushalte betroffen waren – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Weitere Sturmtiefs in nächsten Tagen möglich

In Tschechien sorgen durch den starken Sturm beschädigte Leitungen bereits in über 300.000 Haushalten für einen Stromausfall. Auch hier gibt es Ausfälle und Verspätungen im Bahnverkehr. Bereits in der Nacht auf Samstag prognostiziert der Deutsche Wetterdienst (DWD) allerdings ein neues Sturmtief, das sich von den Britischen Inseln Richtung Osten bewegt. Und die Sturmtiefs könnten sich nach Einschätzungen des DWD auch in der kommenden Wochen fortsetzen, da sich Deutschland derzeit im Einflussbereich einer kräftigen Nordwestströmung vom Atlantik befinde.