Besondere Gefahr herrscht laut Behörden an der Nordsee-Küste. Der französische Wetterdienst warnte vor Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h und vier Meter hohen Wellen. Auch in den Niederlanden erwartete der Wetterdienst (KNMI) ähnlich starke Böen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnete gar mit Windstößen von bis zu 160 km/h und warnte insbesondere für die nördlichen Landesteile und für die Mitte Deutschlands vor Unwettern mit extremen Orkanböen.
Die französische Bahn stellte den Regionalverkehr im Norden und in der Normandie bis auf einzelne Ausnahmen ein. Auch in Ostfrankreich wurde mit Behinderungen gerechnet. Die TGV-Züge sollten wie vorgesehen verkehren, der Hochgeschwindigkeitszug Thalys allerdings nicht bis in die Niederlande.
Verzögerungen im Bahn- und Flugverkehr
In den Niederlanden gilt der Wetteralarm insbesondere für die Küstenprovinzen im Westen, für den Norden sowie für die Regionen um das Ijsselmeer und das Wattenmeer. Auch hier wird der Zugsverkehr eingestellt. Der Amsterdamer Flughafen Schiphol kündigte ebenfalls Ausfälle und Verspätungen an. Wegen des Sturms sollten auch viele Impf- und Testzentren bereits früher als üblich geschlossen werden.
Die Deutsche Bahn stellt den Regionalverkehr in Teilen Norddeutschlands und Nordrhein-Westfalens wegen des angekündigten Sturms nach und nach ein. Das kündigte das Unternehmen am Freitag für die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Teile von NRW an. Der Schutz der Reisenden und der Beschäftigten habe Vorrang, hieß es. Auch der Schulunterricht findet mancherorts nicht statt.
BBC: Schwerster Sturm seit Jahrzehnten
In der britischen Hauptstadt London, dem Süden Englands sowie in Wales sind Millionen Menschen aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Wie der britische Wetterdienst Met Office mitteilte, droht wegen umherfliegender Trümmerteile bei Sturmgeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern Lebensgefahr. Erste Schäden wurden Freitagnachmittag verzeichnet. Die Bespannung des Millennium Dome im Londoner Stadtteil Greenwich wurde teilweise fortgerissen. Unter der zur Jahrtausendwende errichteten zeltartigen Konstruktion befindet sich die O2 Arena.

Der BBC zufolge könnte es sich bei dem Sturm am Freitag um einen der schwersten Stürme in dem Land seit Jahrzehnten handeln. In Großbritannien und Irland hatten heftige Winde bereits am Donnerstag zu Stromausfällen bei Zehntausenden Haushalten geführt. Über 400 Flüge mussten im ganzen Land gestrichen werden, 20 Prozent davon auf dem Londoner Großflughafen Heathrow. Auch der Fährhafen von Dover wurde geschlossen.
Londons Bürgermeister Sadiq Khan warnte die Menschen davor, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. „Ich rufe alle Londoner dazu auf, zu Hause zu bleiben. Gehen Sie keine Risiken ein und reisen Sie nicht, es sei denn, es ist unbedingt notwendig“, schrieb Khan auf Twitter. Mehrere Fährverbindungen zwischen Dover und Calais wurden gestrichen. Auch mehrere nationale Bahnbetreiber rieten von Reisen ab. In Wales wurde der Zugsverkehr komplett eingestellt.
Tote bei Sturm am Donnerstag
Bereits am Donnerstag fegte heftiger Sturm über Teile Europas. In Polen starben mindestens drei Personen, in Deutschland wurden zwei Autofahrer von umstürzenden Bäumen erschlagen. In Österreich waren vor allem Ober- und Niederösterreich, Teile Salzburgs und Wien betroffen. Bei der Jubiläumswarte in Wien wurden 126 km/h gemessen, auf dem Feuerkogel in Oberösterreich mehr als 165 km/h.

In Oberösterreich waren die Feuerwehren vor allem aufgrund von umgestürzten Bäumen im Dauereinsatz. 20.000 Haushalte waren zwischenzeitlich ohne Strom. Auch in Salzburg waren die Einsatzkräfte gefordert. Der Betrieb von Skiliften musste mancherorts unterbrochen werden. In Niederösterreich waren am Donnerstag mehr als 2.000 Feuerwehrleute im Einsatz. Ein umgekippter Lkw-Anhänger blockierte die Südautobahn (A2) bei der Anschlussstelle Industriezentrum NÖ-Süd.