Beschädigte O2 Arena in London
APA/AFP/Tolga Akmen
Großbritannien

Sturm richtet schwere Schäden an

Stürmisches Wetter hat am Freitag in Großbritannien das öffentliche Leben teilweise lahmgelegt und Zerstörung angerichtet. In London wurde erstmals die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. Der Sturm riss die Bespannung des Millennium Dome teilweise herunter. Auch aus den Niederlanden wurden Schäden gemeldet. Mehrere Menschen starben.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan forderte die Menschen in der britischen Hauptstadt dazu auf, zu Hause zu bleiben. Wegen umherfliegender Trümmerteile bestehe Lebensgefahr, warnte der Wetterdienst Met Office. Auch für Teile Südwest- und Südostenglands sowie Wales gilt die höchste Warnstufe. Laut BBC könnte es sich um den schwersten Sturm der vergangenen drei Jahrzehnte handeln.

Die Bespannung des Millennium Dome im Londoner Stadtteil Greenwich wurde teilweise fortgerissen. Unter der zur Jahrtausendwende errichteten zeltartigen Konstruktion befindet sich die O2-Arena, in der es oft Musik- und Sportveranstaltungen gibt. Der Zugsverkehr in London wurde teilweise eingestellt.

Abgedeckte 02 Arena in London
Reuters/May James
Die Bespannung des Millennium Dome in London wurde teilweise weggerissen

Die britische Armee wurde wegen des Sturms in Bereitschaft versetzt. Premierminister Boris Johnson rief seine Mitbürger auf Twitter auf, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und den Aufrufen der Behörden zu folgen. Mindestens zwei Personen sollen in London und im Nordwesten Englands getötet worden sein.

196 km/h: Neuer Rekord bei Windgeschwindigkeit

Auf der Isle of Wight wurde mit rund 196 km/h die höchste je in England gemessene Windgeschwindigkeit registriert, wie der Wetterdienst mitteilte. Auf den Flughäfen Heathrow und dem London City Airport wurden Dutzende Flüge gestrichen. Der Hafen von Dover wurde geschlossen, nachdem zuvor Fährverbindungen reihenweise gestrichen worden waren. In Wales wurde der Zugsverkehr komplett eingestellt.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Sturmschäden in Brighton
APA/AFP/Glyn Kirk
An der englischen Küste wurden orkanartige Windböen verzeichnet – hier ein Bild aus dem Hafen von Brighton
Sturmschäden in Wales
Reuters/Carl Recine
Umgestürzte Bäume hielten – wie hier in Wales – die Einsatzkräfte auf Trab
Verwüstung durch Sturm in Lyme Regis, England
AP/PA/Andrew Matthews
In Großbritannien richtete der neuerliche Sturm Freitagnachmittag erste Schäden an
Sturm an der Küste von Newhaven, England
APA/AFP/Glyn Kirk
An der britischen Nordsee-Küste wurden die Menschen vor hohen Wellen gewarnt
Sturm an der Küste von Aberystwyth, Wales
Reuters/Carl Recine
Es könnte der schwerste Sturm seit drei Jahrzehnten werden, berichtete die BBC
Sturm an der Küste von Penzance, Cornwall
Reuters/Tom Nicholson
Der hohe Seegang beeinträchtigt in Großbritannien auch den Fährverkehr
Sicherungsarbeiten vor dem angekündigten Sturm in Tow Law, England
AP/PA/Owen Humphreys
In England rüstete man sich mit Sicherungsarbeiten für den Sturm
Gesperrte Flüge in Amsterdam
APA/AFP/Sem van der Wal
In den Niederlanden fielen zahlreiche Flüge aus
Verwüstung durch Strum in Dobrzyca, Polen
APA/AFP/Agencja Wyborcza/Piotr Skornicki
In Polen richtete ein Sturm bereits am Donnerstag schwere Schäden an, mindestens drei Menschen wurden getötet
Verwüstung durch Strum in Gelsenkirchen, Deutschland
AP/Martin Meissner
Auch in Deutschland stürmte es am Donnerstag, herabfallende Trümmer verursachten Schäden

Zehntausende Haushalte in Großbritannien und Irland waren von der Stromversorgung abgeschnitten. Straßen und Brücken wurden gesperrt. Trotzdem gab es Berichte über Menschen, die sich gefährlich nah an Uferbefestigungen an der Küste begaben oder sogar ins Meer schwimmen gingen. Das sei „wahrscheinlich das Dümmste, was man machen kann“, sagte Roy Stokes von der Umweltbehörde Environment Agency der Nachrichtenagentur PA zufolge.

Warnungen in anderen Ländern

Auch Irlands Wetterbehörde gab eine Sturmwarnung heraus. Alle Schulen in dem EU-Land blieben geschlossen. In mehr als 80.000 Haushalten und Geschäften fiel der Strom aus. Im Süden des Landes wurde ein Mann von einem Baum erschlagen.

Im Norden Kontinentaleuropas kam es zu Verzögerungen im Flug- und Bahnverkehr. In den Niederlanden rief die Meteorologiebehörde Warnstufe Rot aus. Hunderte Flüge wurden gestrichen. Nach Behördenangaben wurden drei Menschen von umstürzenden Bäumen getötet. In Den Haag riss der Wind das Dach eines Fußballstadions teilweise weg.

Der Bahnverkehr war in den Niederlanden, Belgien und Dänemark beeinträchtigt. In Belgien kam ebenfalls ein Mann ums Leben. In der nordfranzösischen Bretagne verursachte das Sturmtief bis zu vier Meter hohe Wellen und beeinträchtigte den regionalen Bahnverkehr.

Flächendeckende Unwetterwarnung in Deutschland

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab flächendeckende Unterwetterwarnungen für den Norden sowie die Mitte und den Osten Deutschlands heraus. Laut DWD drohten Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h, an der Nordsee-Küste auch mehr. Dort galten noch einmal verschärfte Warnungen vor extremem Unwetter. Wegen des Orkantiefs setzte Volkswagen die Produktion in seinem Werk im norddeutschen Emden aus. Bereits am Freitag wurde zumindest ein Mann getötet: Er fuhr mit dem Auto gegen einen auf der Straße liegenden Baum.