Streit unter deutschen Zeitungsverlegern

Unter den deutschen Zeitungsverlagen gibt es zunehmend Spannungen wegen des derzeitigen Präsidenten und Axel-Springer-Chefs Mathias Döpfner. Hintergrund sind Äußerungen von ihm aus dem Vorjahr, in denen er den wegen Vorwürfen des Machtmissbrauchs und der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen gegenüber jungen Mitarbeiterinnen schließlich entlassenen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt verteidigte.

Die deutsche Funke Mediengruppe bekräftigte nun ihre Kritik an Döpfner und droht zudem mit einem Austritt aus dem Verband. In einem Statement der Mediengruppe mit Sitz in Essen, das der dpa vorlag, hieß es gestern, man erwarte eine personelle Neuaufstellung an der Spitze des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).

Die Funke Mediengruppe, die zahlreiche Regionalzeitungen in mehreren deutschen Bundesländern im Portfolio hat, ging konkret auf eine Delegiertenversammlung des Verbands von Mitte Februar ein. Dort sei ihr vorgeworfen worden, sie würde mit ihrer Kritik Verbandsinteressen und Vorgänge in einem Mitgliedshaus unzulässigerweise miteinander vermengen.

Funke verwies auch auf ein Diskussionspapier zur Verbandszukunft, das das Haus vor der Versammlung veröffentlicht hatte. Man werde sich nun in einer offenen Diskussion für deren Umsetzung starkmachen.

„Neuer DDR-Obrigkeitsstaat“

Die außerordentliche Delegiertenversammlung war im November nach einer Präsidiumssitzung angekündigt worden. Damals war bereits über eine umstrittene private Kurznachricht Döpfners diskutiert worden, die durch einen Artikel der „New York Times“ öffentlich bekanntgeworden war. Medienhäuser hatten zuvor den BDZV-Präsidenten für seine Wortwahl in der Nachricht kritisiert – bis hin zur Rücktrittsforderung.

In der früheren Nachricht an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre hatte Döpfner den im Oktober von seinen Aufgaben entbundenen Ex-„Bild“-Chefredakteur als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch mutig gegen den „neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ aufbegehre. Fast alle anderen seien zu „Propaganda Assistenten“ geworden. Der Springer-Verlage hatte argumentiert, die Kurznachricht sei ironisch gemeint gewesen.