Deutschland prüft längere AKW-Laufzeiten

Der deutsche Wirtschaftminister Robert Habeck (Grüne) schließt angesichts der sich zuspitzenden Konfrontation des Westens mit Russland längere Laufzeiten von Kohle- und Atomkraftwerken in Deutschland nicht aus.

Eine weitere Nutzung der Atomenergie in Deutschland werde er nicht „ideologisch abwehren“, sagte der Grünen-Politiker in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Sein Ministerium prüfe das.

Die drei deutschen Energiekonzerne Eon, RWE und EnBW hatten am Wochenende die Idee einer Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke auch aus Sicherheitsgründen zurückgewiesen.

„Einkaufsstrategie ausweiten“

Habeck bekräftigte, dass man dank Reserven für den laufenden Winter und den Sommer auf russisches Gas verzichten könnte. Für den nächsten Winter müsse man die Einkaufsstrategie aber noch deutlich ausweiten. „Und der wichtigste Schritt wäre natürlich dann, den Gashunger möglichst zu reduzieren.“

Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) hatte zuvor gesagt, der von der Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP geplante Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 sei wegen des Ukraine-Krieges „Makulatur“. Jeder Schritt der Klimapolitik in diese Richtung sei ein Punkt für den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

„Keine Denktabus“

Als Alternative zu russischem Gas sieht Habeck die Einfuhr von Flüssiggas (LNG) und die Nutzung von Kohlekraftwerken. Langfristig gehe an alternativen, erneuerbaren Energien aber kein Weg vorbei. „Länger laufen lassen heißt längere Abhängigkeit von Steinkohle, möglicherweise auch aus Russland.“

Er wolle aber nicht ausschließen, dass das notwendig sein könne. Man prüfe alle Reserven. „Es gibt keine Denktabus, aber der wirkliche Weg zur energiepolitischen Unabhängigkeit ist tatsächlich Ausstieg aus den fossilen Energien“, so Habeck.