Das Logo der Sberbank am Eingang des Hauptsitzes der Europatochter der staatlichen russischen Sberbank
APA/Roland Schlager
Einlagensicherung

Sberbank-Entschädigung kostet fast 1 Mrd.

Nachdem die Finanzmarktaufsicht (FMA) der Sberbank Europe am 1. März die Fortführung des Geschäftsbetriebs untersagt hat, muss nun die österreichische Einlagensicherung für die Guthaben der Bankkunden geradestehen. Rund 35.000 Kunden und Kundinnen hielten bei der Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien insgesamt Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro, davon seien 913 Millionen Euro gesichert, hieß es dazu am Mittwoch in einer Aussendung der FMA.

Die Einlagensicherung Austria GesmbH (ESA) teilte am Mittwoch die gleichen Zahlen mit. Die rund 35.000 Kunden und Kundinnen der Sberbank Europe sind zwar fast ausschließlich deutsche Privatkunden, da jedoch der Firmensitz Wien ist, wird in Österreich die Einlagensicherung fällig. Aufgrund des Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes (ESAEG) sind Kundenguthaben bis zu 100.000 Euro pro Person durch die ESA gesichert.

Die Sberbank Europe AG gehört zu 100 Prozent der russischen Sberbank und tritt in Deutschland unter der Marke „Sberbank Direct“ auf. Die dortigen Kunden werden über die Filiale der Sberbank Europe in Frankfurt am Main geführt. Das Entschädigungsverfahren wickelt die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) ab, aber auf Rechnung der österreichischen Einlagensicherung.

Die Sberbankzentrale in Moskau
AP/Pavel Golovkin
Die Zentrale der Sberbank in Moskau

Alle heimischen Banken anteilig betroffen

Für rund 120 österreichische Einleger – es handelt sich ausschließlich um Firmenkunden – werde man das Entschädigungsverfahren direkt abwickeln, so die Einlagensicherung. Für die gesamte Entschädigungssumme müssen anteilig alle österreichischen Banken aufkommen. Das Geld stehe auf einem eigens für diesen Sicherungsfall eingerichteten Auszahlungskonto der Einlagensicherung bereit.

„Die Entschädigungseinrichtung der deutschen Banken wird in Abstimmung mit der ESA dafür sorgen, dass auch in Deutschland alle anspruchsberechtigten Einleger rasch und unkompliziert zu ihrem Geld kommen“, sagte ESA-Geschäftsführer Stefan Tacke laut Mitteilung. Das sei ein Schaden für alle österreichischen Banken, sagte der Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Salzburg, Heinz Konrad – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Grafik zur Bankeneinlagensicherung in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: ESA

Über Insolvenzverfahren sollte Großteil zurückkommen

„In den nächsten Tagen werden alle Einleger von der EdB einen Brief erhalten, in dem die erforderlichen weiteren Schritte erklärt werden. Die österreichischen Einleger werden direkt von uns kontaktiert“, heißt es weiter. „Nach derzeitigen Informationen“, so Tacke, „wird die ESA über ein Insolvenzverfahren den größten Teil der von ihr nun für die Entschädigung verwendeten Finanzmittel wieder zurückbekommen.“

Übernahmen in Slowenien und Kroatien

Die Sberbank-Töchter in Slowenien und Kroatien bekamen indes neue Eigentümer. In Slowenien wurde die Sberbank am Dienstag von der größten Bank im Land, der NLB, gekauft. Die kroatische Tochterbank wurde von der staatlichen Postbank, Hrvatska Postanska Banka (HPB), übernommen. Die Kunden in beiden Ländern können ihre Geschäfte wieder ungehindert abwickeln, nachdem diese wegen eines Moratoriums zwei Tage lang eingeschränkt waren, berichteten Medien.

Übernahmen von Töchtern der Sberbank

Die Sberbank-Töchter in Slowenien und Kroatien haben neue Eigentümer bekommen. In Slowenien wurde die Sberbank am Dienstag von der größten Bank im Land, der NLB, gekauft. Die kroatische Tochterbank wurde von der staatlichen Postbank, Hrvatska Postanska Banka (HPB), übernommen.

Die slowenische Notenbank, die am späten Dienstagabend die Übernahme der slowenischen Sberbank-Tochter durch die NLB bekanntgab, betonte, dass mit dieser Lösung die finanzielle Stabilität in Slowenien erhalten worden sei, ohne andere Banken oder das Staatsbudget zu belasten. Die andere Möglichkeit zur Lösung der Situation wäre das Ende des Geschäftsbetriebs gewesen, womit die staatliche Einlagensicherung aktiviert werden müsste.

Auch in Kroatien wurde mit der Übernahme durch die staatliche HPB, die sechstgrößte Bank im Land, eine ähnliche Lösung für die Sberbank gefunden. Medienberichten zufolge hat die Sberbank in Kroatien rund 86.000 Kunden, davon rund 80.000 Privatkunden. Ihre Einlagen werden auf insgesamt 3,8 Mrd. Kuna (rund 502 Mio. Euro) beziffert. Nach Angaben der kroatischen Behörden sind 90 Prozent der Einlagen staatlich gesichert.

Sberbank zieht sich aus Europa zurück

Die Sberbank zieht sich vom europäischen Markt zurück. Die europäischen Filialen seien mit starken Bargeldabflüsse konfrontiert, und es gebe Drohungen gegen Mitarbeiter und Gebäude, teilte der Finanzkonzern am Mittwoch mit. Das Geldhaus sei nach einer Anordnung der Zentralbank nicht länger in der Lage, die europäischen Tochtergesellschaften mit Liquidität zu versorgen. Das Kapitalniveau und die Qualität der Vermögenswerte reiche aber aus, um alle Sparer auszuzahlen.

„In der gegenwärtigen Situation hat die Sberbank entschieden, den europäischen Markt zu verlassen“, hieß es in der Mitteilung. In Reaktion auf die Invasion der Ukraine hat der Westen bis dato beispiellose Finanzsanktionen gegen Russland verhängt. Dazu gehören Maßnahmen gegen die russische Zentralbank und auch der Ausschluss einiger russischer Banken aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT. Die Sberbank besaß Ende 2020 Vermögenswerte in Europa von 13 Milliarden Euro. Der Rückzug aus Europa betrifft laut der Bank aber nicht die Geschäftsaktivitäten des Instituts in der Schweiz.