Russland setzt Angriffe unvermindert fort

Russland hat auch am zehnten Tag der Invasion in der Ukraine den Vormarsch fortgesetzt. Laut ukrainischen Armeeangaben konzentrierte sich das russische Militär auf eine Einkesselung der Hauptstadt Kiew. Dort waren gestern mehrmals Explosionen zu hören. Aber auch in anderen Städten der Ukraine wächst die Sorge vor blutigen Häuserkämpfen.

Nach Angaben der Regionalbehörden drangen russische Truppen in die ukrainische Hafenstadt Mykolajiw am Schwarzen Meer vor, sie seien aber wieder vertrieben worden. Die südukrainische Hafenstadt Mariupol sei inzwischen komplett eingeschlossen. Die ukrainischen Streitkräfte sollen aber weiterhin die Kontrolle über die Stadt haben.

Nach ukrainischen Angaben halten auch andere strategisch wichtige Orte den Angreifern stand, etwa in den nordostukrainischen Gebieten Sumy und Tschernihiw. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski sagte, dass bisher 9.200 russische Soldaten getötet worden seien. Er wandte sich auch direkt an die russische Bevölkerung und rief sie zum Protest auf.

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Aufregung über AKW-Beschuss

Unterdessen hagelte es schwere internationale Kritik an Russland wegen des Beschusses und der Einnahme des ukrainischen AKW Saporischschja. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien wurde eingeschaltet. Es gebe keine Berichte über eine erhöhte Strahlung, hieß es vonseiten der IAEA. Nach Angaben des heimischen Klimaschutzministeriums besteht keine Gefahr für Österreich.

UNO: Schon 1,25 Mio. Menschen geflohen

Laut UNO flüchteten bereits 1,25 Millionen Menschen aus der Ukraine. Der Großteil davon will in die EU. In Polen kamen nach Angaben von Präsident Andrzej Duda seit Kriegsbeginn mehr als 700.000 Flüchtlinge an. In Ungarn landeten bis dato fast 145.000 Menschen, im Nicht-EU-Land Moldawien etwa 194.000.

Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte dokumentierte bereits den Tod von 331 Zivilisten. Darunter seien 19 Kinder gewesen, berichtete das Büro am Freitag in Genf. Zudem lägen verifizierte Informationen über 675 Verletzte vor, darunter 31 Kinder. Die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, betont stets, dass die wahren Zahlen mit Sicherheit deutlich höher liegen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchten oft Tage, um Opferzahlen zu überprüfen. Das Hochkommissariat gibt nur Todes- und Verletztenzahlen bekannt, die es selbst unabhängig überprüft hat

NATO wirft Russland Streubombeneinsatz vor

Die NATO warf Russland unterdessen den Einsatz von Streubomben in der Ukraine vor. „Wir haben den Einsatz von Streubomben registriert“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Zudem gebe es Berichte „über den Einsatz anderer Arten von Waffen, die gegen das Völkerrecht verstoßen“. Streubomben bestehen aus einer Vielzahl kleinerer Bomben. Sie können in Städten eingesetzt verheerende Folgen für die Bewohner haben.