Chefdirigent des Bolschoi-Theaters legt Amt nieder

Als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine verlässt der Chefdirigent des Moskauer Bolschoi-Theaters, Tugan Sochijew, seinen Posten. Zugleich lege er sein Amt als Musikdirektor des Nationalorchesters am Opernhaus Capitole im französischen Toulouse nieder, heißt es in einer gestern veröffentlichten Erklärung Sochijews.

Der russische Dirigent Tugan Sochijew
APA/AFP/Eric Cabanis

Da er zu der „untragbaren Wahl“ zwischen seinen geliebten russischen und französischen Musikern genötigt worden sei, habe er sich entschieden, beide musikalischen Leitungen aufzugeben. „In Europa zwingt man mich heute, eine Wahl zu treffen und ein Mitglied meiner musikalischen Familie dem anderen vorzuziehen“, schrieb der 44 Jahre alte, im südrussischen Wladikawkas geborene Sochijew.

„Schwierige Gefühle“

Er werde gezwungen, zwischen zwei Kulturtraditionen zu wählen. Viele Menschen hätten seine Positionierung „zu dem, was derzeit passiert“, erwartet, sagte Sochijew. Die „aktuellen Ereignisse“ riefen in ihm „schwierige Gefühle hervor“. Er benannte den Krieg in seiner Erklärung nicht konkret.

Er habe niemals bewaffnete Konflikte unterstützt und in den 20 Jahren seiner musikalischen Karriere immer mit den Opfern aller Konflikte gefühlt, so Sochijew, der seit 2014 Chefdirigent am Bolschoi-Theater war. Bereits seit 2005 dirigierte er im südwestfranzösischen Toulouse – zuerst als Gast und dann als musikalischer Leiter des Orchesters.