Waffenruhe sollte bald beginnen

Russland will zum Schutz von Zivilisten aus umkämpften Städten in der Ukraine erneut Fluchtkorridore schaffen. Dazu sollte heute um 8.00 Uhr MEZ eine Waffenruhe in Kraft treten, teilte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium gestern Abend mit.

Dem Verteidigungsministerium zufolge bietet Moskau an, Menschen aus den Städten Kiew, Sumy, Charkiw, Mariupol und Tschernihiw nach Russland oder in andere ukrainische Städte zu bringen. Kiew lehnte eine Überführung der Menschen nach Russland bisher ab.

Auch gestern hatte Russland eine Feuerpause verkündet und die Einrichtung von humanitären Korridoren aus fünf belagerten Großstädten bekanntgegeben. Allerdings funktionierte der Fluchtkorridor nur in der nordostukrainischen Stadt Sumy. Eine Evakuierungsroute für die belagerte Hafenstadt Mariupol wurde von russischen Streitkräften unter Beschuss genommen.

Zivilisten konnten gestern Sumy verlassen

Über einen mit der russischen Armee vereinbarten Fluchtkorridor konnten nach ukrainischen Angaben unterdessen zahlreiche Zivilisten die Region der Großstadt Sumy verlassen.

Rund 5.000 Ukrainer und Ukrainerinnen und etwa 1.700 ausländische Studenten seien gestern an einen sichereren Ort gebracht worden, sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk der Agentur UNIAN zufolge. Die Fluchtrouten führten etwa nach Poltawa, nach Lwiw und in benachbarte EU-Länder.

Seit Tagen wird Sumy von russischen Truppen angegriffen. Das zentralukrainische Poltawa liegt etwa 170 Kilometer südlich und ist bisher weitgehend verschont geblieben.

Für das umkämpfte Mariupol fordere die Ukraine von Russland einen Fluchtkorridor nach Saporischschja, sagte Wereschtschuk. Seit Tagen werde vergeblich versucht, Hilfslieferungen in die Hafenstadt zu bringen. In Mariupol warten nach Angaben des Roten Kreuzes 200.000 Menschen darauf, aus der Stadt zu kommen. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz ist die Lage katastrophal.