Der russische Oligarch Roman Abramowitsch
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Abramowitsch, Deripaska und Co.

London friert Oligarchenvermögen ein

Die britische Regierung hat Sanktionen gegen sieben russische Oligarchen verhängt. Sie richten sich unter anderen gegen den Besitzer des englischen Fußballclubs Chelsea, Roman Abramowitsch, und den Milliardär Oleg Deripaska, wie die britische Außenministerin Liz Truss am Donnerstag sagte. Großbritannien reagiert damit auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Auch die Chefs der russischen Energiekonzerne Rosneft und Gasprom, Igor Setschin und Alexej Miller, der Chef des Pipelineriesen Transneft, Nikolai Tokarew, und die Banker Dmitri Lebedew und Andrej Kostin stehen auf der Sanktionsliste. Ihre Vermögen in Großbritannien werden nun eingefroren.

Zudem werden sie mit Einreisesperren belegt, und es werden ihnen Geschäfte mit britischen Privatpersonen und Unternehmen untersagt. Johnsons Regierung wurde dafür kritisiert, dass sie im Vergleich zur Europäischen Union und den USA zu zögerlich handle.

Der russische Oligarch Oleg Deripaska
Reuters/Evgenia Novozhenina
Auch der Oligarch Oleg Deripaska steht auf der Sanktionsliste

„Mitschuldig“ an Putins Aggression

„Es darf keine sicheren Häfen geben für die, die Putins bösartigen Angriff auf die Ukraine unterstützt haben“, wurde Premierminister Boris Johnson zitiert. „Die heutigen Sanktionen zeigen einmal mehr, dass Oligarchen und Kleptokraten keinen Platz in unserer Wirtschaft und Gesellschaft haben“, sagte Truss weiter.

Angesichts ihrer engen Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin seien sie „mitschuldig an seiner Aggression“. Abramowitsch wird eine Nähe zu Putin nachgesagt, was er bestreitet.

Die britische Außenministerin Liz Truss
Reuters/Peter Nicholls
Die britische Außenministerin Liz Truss

FC Chelsea zum Verkauf angeboten

Abramowitsch hatte den FC Chelsea im Jahr 2003 gekauft, Millionen investiert und den Verein zu einer der Topadressen im europäischen Fußball gemacht. Der Londoner Club darf ab sofort nur noch dank einer speziellen Lizenz in der englischen Premier League spielen. Abramowitsch bietet den Club inzwischen zum Verkauf an. Der Schritt galt als Reaktion auf die Forderung nach Sanktionen gegen ihn, die nun allerdings noch vor dem Chelsea-Verkauf in Kraft treten.

Großbritannien hatte bereits zuvor als Reaktion auf den Einmarsch in die Ukraine vor zwei Wochen scharfe Sanktionen gegen Russland verhängt. Davon betroffen sind mehr als 200 Einzelpersonen und Unternehmen.

Sanktionen: EU weitet Personenkreis aus

Die EU-Staaten verständigten sich auf eine erneute Ausweitung der Sanktionen gegen Russland und dessen Partnerland Belarus. Wie die EU-Kommission Mittwochmittag in Brüssel ankündigte, sollten 14 weitere russische Oligarchen und prominente Geschäftsleute auf die Liste derjenigen Personen kommen, deren Vermögenswerte in der EU eingefroren werden und die nicht mehr einreisen dürfen. Die Strafmaßnahmen traten mit ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der EU am Abend in Kraft.

Darin werden auch die Namen der Betroffenen genannt. Unter anderen wurden der Formel-1-Rennfahrer Nikita Masepin und Aeroflot-Chef Michail Polubojarinow auf ihre Russland-Sanktionsliste gesetzt. Ebenfalls betroffen von den neuen Strafmaßnahmen sind der Schwiegersohn von Außenminister Sergej Lawrow, Alexander Winokurow, sowie der Chef des Internetkonzerns VK Company Limited, Wladimir Kirijenko.

Kein Ausweichen auf Kryptowährungen möglich

VK Company Limited betreibt und kontrolliert den Angaben zufolge unter anderem die drei größten russischen sozialen Netzwerke: VKontakte, Odnoklassniki und Moi Mir. Insgesamt wurden der Liste 160 Namen hinzugefügt, ihnen wird eine direkte oder indirekte Unterstützung der Politik von Putin vorgeworfen.

Zudem sind ein Verbot für die Ausfuhr von Schifffahrtsausrüstung sowie der Ausschluss dreier belarussischer Banken aus dem Kommunikationsnetzwerk SWIFT vorgesehen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zufolge wird auch sichergestellt, dass Sanktionen nicht durch die Verwendung von Kryptowerten wie Bitcoin umgangen werden können.

Kein Stopp von Energieimporten

Auf den von der Ukraine geforderten Stopp von Energieimporten aus Russland konnten sich die EU-Staaten auch nach einem entsprechenden Beschluss der USA weiter nicht verständigen. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte dazu am Montag gesagt: „Die Versorgung Europas mit Energie für die Wärmeerzeugung, für die Mobilität, die Stromversorgung und für die Industrie kann im Moment nicht anders gesichert werden.“ An diesem Donnerstag und Freitag dürfte das Thema auf einem Sondergipfel der EU-Staats- und -Regierungschefs werden.

Die bisher verhängten Sanktionen zielen darauf ab, der russischen Zentralbank die Geschäftstätigkeit zu erschweren und bestimmte Industriesektoren von der Versorgung mit Hightech abzuschneiden. Zudem wurde der Luftraum über der EU für Flugzeuge aus Russland komplett gesperrt. Hunderte Personen und Dutzende Organisationen kamen neu auf die EU-Sanktionsliste.