Holocaust-Überlebender Schwarzbaum gestorben

Der Auschwitz-Überlebende und Holocaust-Zeitzeuge Leon Schwarzbaum ist tot. Er starb in der Nacht im Alter von 101 Jahren, wie der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, heute mitteilte. „Er ist für die Erinnerung ein großer Verlust – sein Zorn und seine Menschlichkeit werden uns allen fehlen“, sagte er.

Schwarzbaum stammte aus einer jüdischen Familie und wurde 1943 im Alter von 22 Jahren ins NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt. Seine Eltern und alle anderen Verwandten wurden dort ermordet. Bekannt wurde Schwarzbaum zuletzt unter anderem durch seine eindringlichen Zeugenaussagen in NS-Prozessen vor Gericht.

Als Nebenkläger an NS-Verfahren teilgenommen

Schwarzbaum nahm unter anderem als Nebenkläger an dem Verfahren gegen den früheren Auschwitz-Wachmann Reinhold Hanning teil und sprach diesen zum Prozessauftakt im Februar 2016 direkt an. „Was war der Grund, was war die Motivation? Das möchte ich gerne wissen“, sagte er damals in Anschluss an die Schilderungen der grauenvollen Erlebnisse im größten deutschen Vernichtungslager.

Holocaust-Überlebender Leon Schwarzbaum
APA/AFP/Odd Andersen

Der 1920 in Hamburg geborene Schwarzbaum, der als Kleinkind mit seiner Familie nach Polen gezogen und dort im Zweiten Weltkrieg unter deutsche Besatzung geraten war, ließ sich trotz seiner Erfahrungen nach dem Krieg als Kunst- und Antiquitätenhändler in Berlin nieder. Er schwieg zunächst jahrzehntelang über sein Schicksal, ging später aber an die Öffentlichkeit. Er besuchte unter anderem auch Schulen.

„Außergewöhnlicher Mensch“

Schwarzbaum hatte Auschwitz sowie weitere deutsche Lager überlebt, wo er als Sklavenarbeiter in der Rüstungsindustrie eingesetzt war. Heubner bezeichnete ihn als einen „außergewöhnlichen Menschen“ und einen der „wichtigsten Zeitzeugen der Schoah“ in der jüngeren Zeit.

„Leon Schwarzbaum war gerade in seinen letzten Lebensjahren immer wieder getrieben von dem Drang, an seine in Auschwitz ermordeten Eltern und all die anderen Opfer des Holocaust zu erinnern“, teilte der Vertreter des Internationalen Auschwitz Komitees mit. „Getrieben war er aber auch von seinem Zorn angesichts der Tatsache, dass so wenige SS-Täter jemals einen deutschen Gerichtssaal von innen gesehen haben.“