Autor Kurkow: Krieg wird bis zu Putins Tod weitergehen

Der ukrainische Schriftsteller und Vorsitzende von PEN Ukraine, Andrej Kurkow, rechnet mit keinem baldigen Kriegsende in seiner Heimat. Er habe zwar mit einer Eskalation im Donbass und in der Nachbarschaft der Krim gerechnet, nicht jedoch damit, dass Charkiw oder Kiew bombardiert würden, sagte er.

Kurkow hat Kiew kurz nach Kriegsbeginn verlassen. Heute befand er sich auf Durchreise in Wien, wo am Abend eine Benefizlesung im Burgtheater-Kasino stattfinden wird.

„Wir hörten Explosionen“

Nachdem er am 24. Februar um 5.00 Uhr früh durch Explosionen in Kiew geweckt worden sei, sei er zunächst in Richtung eines Landhauses im Westen von Kiew aufgebrochen. „Wir waren zehn Kilometer von den Kampfhandlungen in Hostomel entfernt, hörten Explosionen, und eine Rakete flog über unser Auto“, erzählte der bekannte Romancier.

Der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow
APA/AFP/Sergei Supinsky

Nach einer langen Reise mit riesigen Staus sowie einer Zwischenstation in Lwiw wohnten er und seine Familie nun temporär unweit der ungarischen Grenze in der Region Transkarpatien, sagte er.

Kriegsende von Putin abhängig

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski zeige fast das bestmögliche Verhalten, lobte der Autor, der Selenskis Performance in der Vergangenheit kritisiert hatte.

Ob der Krieg zu Ende gehe, hinge von Russlands Staatschef Wladimir Putin ab. „Ich glaube aber, dass der Krieg bis zu seinem Tod weitergehen wird“, sagte er. Putin würde sich noch stärker als zuvor isolieren, spekulierte er. „Die zweijährige Selbstisolation während der Pandemie hat sein Gehirn beeinflusst: Er hatte zu viel Zeit, darüber nachzudenken, was er hinterlassen will, und kümmerte sich nur um seinen Platz in den Geschichtslehrbüchern“, sagte Kurkow.

Der Aufbau einer neuen Sowjetunion oder eines russischen Imperiums werde jedoch nicht passieren, er sei ohne die Ukraine auch unmöglich.