Taylor Hawkins
AP/Invision/Amy Harris
1972–2022

Rockwelt trauert um Taylor Hawkins

Der Schlagzeuger der US-Rockband Foo Fighters, Taylor Hawkins, ist tot. Der Musiker starb im Alter von 50 Jahren während einer aktuellen Welttournee, wie seine Bandkollegen in der Nacht auf Samstag mitteilten. In der Rockwelt sitzt der Schock tief, zahlreiche Stars drückten Hawkins’ Familie ihr Beileid aus.

Der Musiker wurde Medienberichten zufolge tot in seinem Hotelzimmer in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota entdeckt. Am Freitag hätten die Foo Fighters in der kolumbianischen Hauptstadt beim Musikfestival Estereo Picnic auftreten sollen. Im Juni wäre die Band als Headliner am zweiten Tag des Nova-Rock-Festivals im burgenländischen Nickelsdorf gewesen.

Details zur Todesursache sind bisher nicht bekannt, Hawkins’ Bandkollegen baten um Rücksicht auf die Privatsphäre der Familie. Hawkins, der im Februar seinen 50. Geburtstag feierte, hinterlässt seine Frau Alison und drei Kinder.

Foo Fighters, 2019
Reuters/Mario Anzuoni
Begnadete Drummer, beste Freunde: Hawkins und Foo-Fighters-Frontman Dave Grohl

Durchbruch mit Alanis Morissette

Hawkins wurde im US-Bundesstaat Texas geboren, aufgewachsen ist er in Laguna Beach, Kalifornien. Die Nachbarn der Familie hatten ein altes Schlagzeug, hinter dem Hawkins im Alter von zehn Jahren das erste Mal die Sticks schwang, wie er der BBC erzählte. Der Durchbruch als Drummer gelang ihm 1995, als Liveschlagzeuger von Alanis Morisette. Zwei Jahre lang waren sie rund um die Welt unterwegs, um Morisettes Hitalbum „Jagged Little Pill“ zu promoten. Hawkins ist auch in Musikvideos zu sehen, etwa im Hit „You Oughta Know“.

Auf Tour kam es immer wieder zu Begegnungen mit Dave Grohl, dem legendären Nirvana-Schlagzeuger, der mit seiner Band Foo Fighters gerade am zweiten Album arbeitete. Die beiden verstanden sich auf Anhieb. In seiner im Vorjahr erschienenen Autobiografie „The Storyteller“ beschrieb Grohl die Beziehung zu Hawkins als „ein Teil Beavis und Butt-Head, ein Teil ‚Dumm und Dümmer‘“. 1997 wurde Hawkins schließlich offizielles Mitglied der Band. Das letzte Mal hinter dem Schlagzeug saß er vergangene Woche bei einem Konzert beim südamerikanischen Lollapalooza-Festival in Buenos Aires. Als Zugabe spielte die Band den Foo-Fighters-Klassiker „Everlong“.

Die Aussicht, Schlagzeug in der Band einer Schlagzeuglegende zu spielen, habe ihn „eingeschüchtert“, berichtete Hawkins einmal in einem Interview. Guns-n’-Roses-Sänger Axl Rose habe ihn gefragt: „Wie ist es, Schlagzeuger zu sein für den größten Schlagzeuger der 90er?“ Die Sorge war letztlich unbegründet. Hawkins’ Spiel war weniger nuanciert als Grohls, in Sachen Intensität stand er seinem Bandleader aber um nichts nach.

Zudem war er ein Showman, charismatisch, stets gut gelaunt und ein absoluter Liebling der Fans. Auch die erste Reihe war ihm nicht fremd: Auf der Single „Cold Day in the Sun“ ist Hawkins als Leadsänger zu hören, auch bei Konzerten stand er immer wieder am Mikrofon.

Zehn Alben und ein Horrorfilm

Grohl beschrieb Hawkins einmal als seinen „besten Freund und Komplizen (‚partner in crime‘)“. Als Hawkins 2001 nach einer Überdosis Heroin zwei Wochen in London im Koma lag, wich Grohl nie von seiner Seite. Den Drogen hat Hawkins abgeschworen, sein großes Hobby war das Mountainbiken.

Taylor Hawkins, 2010
AP/Joel Ryan
Hawkins wurde 50 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder.

Die Band hat insgesamt zehn Studioalben veröffentlicht und zahlreiche Grammys gewonnen. Zu ihren größten Hits zählen „Everlong“, „Best of You“, „My Hero“, „Learn To Fly“, „The Pretender“ und „All My Life“. Im Vorjahr erschien – mit CoV-bedingter einjähriger Verspätung – der zehnte Langspieler, „Medicine at Midnight“ – ein „Partyalbum“, mit dem die Foo Fighters musikalisches Neuland betraten – mehr dazu in fm4.ORF.at. Daneben drehte die Band einen Horrorfilm. In „Studio 666“ kann man Grohl dabei zusehen, wie er seine Bandkollegen massakriert. Dröhnende Gitarren treffen auf Kunstblutfontänen – mehr dazu in fm4.ORF.at.

2004 startete Hawkins sein Nebenprojekt Taylor Hawkins & The Coattail Riders, mit denen er auf mehreren Alben als Frontmann und Sänger auftrat. 2014 gründete der Drummer mit der Metalband The Birds of Satan ein weiteres Projekt, an dem auch Grohl mitwirkte.

Wie es mit den Foo Fighters weitergeht, ist unklar. „Sein musikalischer Geist und sein ansteckendes Lachen werden für immer unter uns allen weiterleben“, schrieb die Band auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. „Die Familie der Foo Fighters ist durch den tragischen und verfrühten Verlust unseres geliebten Taylor Hawkins am Boden zerstört.“

Rockstars trauern

Zahlreiche Musikerkolleginnen und -kollegen äußerten sich betroffen über Hawkins’ frühen Tod. Black-Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne würdigte den Schlagzeuger als „großartigen Menschen und unglaublichen Musiker“. Der Gitarrist der Rockband Rage Against the Machine, Tom Morello, erinnerte an die „nicht aufzuhaltende Rockpower“, die von Hawkins ausgegangen sei.

Die Band Nickelback schrieb auf Twitter, sie sei „vollkommen ungläubig angesichts der Nachrichten über Taylor Hawkins“. Von „tragischen“ Nachrichten sprach auch der Punkrocker Billy Idol. Oasis-Frontman Liam Gallagher zeigte sich „am Boden zerstört“, der Musiker Finneas würdigte Hawkins’ „unglaubliches Talent“.

Queen-Schlagzeuger Roger Taylor (72) verglich Hawkins’ Tod auf Instagram mit dem Verlust eines jüngeren Lieblingsbruders. „Er war ein freundlicher, brillanter Mann und ein inspirierender Mentor für meinen Sohn Rufus und der beste Freund, den man haben kann. Am Boden zerstört.“ Auch der ehemalige Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr (81) sprach Hawkins’ Familie und Bandkollegen sein Beileid aus.