Russische Raketenangriffe auf Lwiw

Die russische Armee hat gestern mehrere Raketenangriffe auf die Westukraine durchgeführt. Nach der westlichen Metropole Lwiw wurde am späten Abend auch ein Treibstofflager in Dubno getroffen, wie die Behörden der Region Riwne mitteilten. In Lwiw wurde ebenfalls ein Treibstofflager sowie eine Militäreinrichtung getroffen. Zuvor hatten die Invasoren die Stadt Slawutytsch nahe des AKW Tschernobyl eingenommen.

Fünf Verletzte

In Lwiw gab es fünf Verletzte bei zwei Raketeneinschlägen am Stadtrand. Bürgermeister Andrij Sadowy sagte, dass der russische Raketenschlag „deutliche Schäden“ an der Infrastruktur der Stadt verursacht habe. Wohnhäuser seien nicht getroffen worden. Die Raketen seien von Sewastopol auf der russisch besetzten Halbinsel Krim abgefeuert worden, so Sadowy.

Die Stadt rund 80 Kilometer vor der Grenze zum NATO-Land Polen hat bisher nur wenige Angriffe erlebt. Sie ist aber voller Flüchtlinge aus anderen Teilen der Ukraine. Zugleich ist sie ein wichtiger Umschlagplatz für westliche Hilfsgüter. US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag die polnische Seite der Grenze besucht.

Slawutytsch von Russen besetzt

Vor dem Angriff auf Lwiw erlangte der Aggressor die Kontrolle über die Stadt Slawutytsch. Sie hätten das Krankenhaus eingenommen und den Bürgermeister entführt, hieß es gestern einer Mitteilung des Gouverneurs der Region Kiew. Russland gab an, bei einem Raketenangriff ein Arsenal mit Waffen und Militärtechnik in der Nähe der Stadt Schytomyr westlich von Kiew zerstört zu haben.

In Slawutytsch soll es umgehend zu Demonstrationen der Einwohner gegen die Besatzer gekommen sein. Die Bewohner der Stadt entrollten eine große ukrainische Fahne, wie die Militärverwaltung des Gebietes Kiew mitteilte. Russische Soldaten schossen nach diesen Angaben in die Luft, um die Menschen auseinanderzutreiben. In Slawutytsch wohnt das Personal, das früher das AKW Tschernobyl betrieb und jetzt die stillgelegten Anlagen überwacht.

Die Sperrzone um Tschernobyl ist seit den ersten Tagen des Krieges von russischen Kräften besetzt. Nun seien russische Truppen auch nach Slawutytsch eingedrungen und hätten ein Krankenhaus besetzt, schrieb Oleksandr Pawljuk, Chef der Militärverwaltung, auf Telegram. Auch in russisch besetzten Städten im Süden des Landes kommt es immer wieder zu proukrainischen Kundgebungen.

117 militärische Objekte binnen 24 Stunden zerstört

Vor dem Raketenangriff auf Lwiw berichtete die russische Armee von mehreren ähnlichen Schlägen. Laut dem Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, wurden innerhalb von 24 Stunden 117 militärische Objekte zerstört, darunter sechs Kommandostellen und drei Kampfflugzeuge.

Die ukrainischen Soldaten konnten indes eigenen Angaben die Besatzer aus der Stadt Trostjanez bei Sumy im Nordosten der Ukraine vertreiben. Die Russen hätten in Trostjanez Waffen, Munition und Ausrüstung hinterlassen, schrieben mehrere Medien am Samstag unter Berufung auf die 93. Brigade der ukrainischen Streitkräfte. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Zuvor hatte das ukrainische Militär über Kämpfe in Trostjanez berichtet.