Gänseblümchen im Regen
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Vom Winter zum Sommer

Die Launen des Aprilwetters

„Der April macht, was er will.“ Jedes Kind kennt diese Bauernregel. Kein anderer Monat bietet eine solch enorme Vielfalt und extreme Gegensätze beim Wetter wie der April. Es ist der Monat der großen Umstellungen in Europa von Winter auf Sommer.

Die Rückkehr des Winters in einigen Landesteilen am Wochenende führt vor Augen, dass das Wetter auch noch im April ziemlich kalt und unberechenbar sein kann. Von Schneefall über Dauerfrost bis zu sommerlicher Wärme und sogar den ersten Badetagen ist im April in Österreich alles möglich, und das fast jedes Jahr.

In Europa findet im April das Umschalten vom Wintermodus in den Sommermodus statt. Die Sonne, der Motor des Wetters, scheint immer länger und liefert immer mehr Energie, und zwar bereits so viel wie Ende August. So heizt sich der ganze Kontinent auf – aber ungleich schnell, und daher nehmen die Gegensätze zu.

Wärme im Süden vs. Kälte im Norden

In Südeuropa baut sich im April in der Regel bereits das Sommerhoch auf, von Spanien über Sizilien bis Zypern wird das Wetter stabiler, sonniger und die Sommertage langsam mehr. Aber im hohen Norden lauert noch der grimmige Winter, in der Arktis herrscht noch Dauerfrost. Auch Nord- und Ostsee haben noch die Kälte des Winters gespeichert. Wasser ist nämlich träge und kann sich nicht so schnell aufheizen wie Land.

Wir in Mitteleuropa und damit in Österreich sind Hauptschauplatz dieses Wetterstreits des Südens gegen den Norden. Je nach Richtung der Luftströmung kommen wir einmal in den Genuss der Wärme, einmal wieder zeigt das Wetter seine eisige Schulter. Dieser Tage eindrucksvoll Zweiteres.

Natur auf der Überholspur

Die Bandbreite des Wetters im April ist so groß wie das ganze Jahr nicht: Schnee, Graupelschauer, Frost, Gewitter, aber auch strahlender Sonnenschein und richtige Sommerhitze sind in seinem Repertoire. Und oft wechselt das Wetter auch innerhalb eines Tages mehrmals, das ist dann das klassische Aprilwetter.

Die Natur macht im April große Schritte. Die Bäume bekommen ihr Laub, und das Steinobst blüht. Nach der Marillenblüte blühen hintereinander Kirsche, Pfirsich, Birne und Zwetschke, und wir erleben den „Vollfrühling“ mit der Blüte der Apfelbäume und des Flieders.

Blühender Baum im Frühling
ORF.at/Zita Klimek
Von einem Tag auf den anderen blühen Bäume, hier eine Kirsche

Pollenallergiker fürchten die Blüte der Birke. Die hat heuer zum Teil schon eingesetzt. Sobald die aktuelle nass-kalte Wetterperiode endet, werden die Belastungen wieder sehr rasch steigen und die Hauptbelastungsphase der Birkensaison einläuten, schreibt der Pollenwarndienst. Milder wird es schon nächste Woche wieder.

Große Frostschäden in den vergangenen Jahren

Zwar ist Frost im April nichts Ungewöhnliches, aber gerade in den vergangenen Jahren haben Minusgrade wiederholt für große Schäden in der Landwirtschaft gesorgt, besonders 2016, 2017, 2020 und 2021. „Die Blüte von Marille, Apfel und Kirsche findet mittlerweile um durchschnittlich zehn Tage früher statt als noch vor 30 Jahren“, sagt Thomas Hübner, Phänologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Der Grund: Es wird im Februar und März immer früher warm, die Pflanzen treiben damit früher aus, und die Vegetationsperiode verlängert sich. Der Klimawandel macht Frost im April damit gefährlicher und Schäden an Kulturpflanzen wahrscheinlicher.

Die Auswirkungen können schwer sein. 2016 betrug die Jahresproduktion von Tafelobst nur ein Drittel eines Normaljahres, Schuld daran hatte ein später Wintereinbruch Ende April mit polarer Kaltluft. Neben mehreren Frostnächten schneite es damals auch ergiebig: 15 Zentimeter in Klagenfurt und sogar 31 Zentimeter in Bad Eisenkappel.

Vegetation heuer mit leichtem Vorsprung

Im heuer überaus warmen Februar lag die Entwicklung der Natur rund zwei Wochen über dem vieljährigen Durchschnitt. „Durch die kalte erste März-Hälfte hat sich dieser Vorsprung auf rund eine Woche verringert“, so Thomas Hübner von der ZAMG. Die extreme Trockenheit zeigte etwa bei der Marillenblüte keine Auswirkungen, denn diese ist nur von der Temperatur gesteuert. Für das weitere Wachstum waren die jüngsten Niederschläge aber sehr wichtig. Problematisch können jedoch in den Obst- und Gemüsegärten die kalten Nächte werden. Besonders in der Nacht auf Montag droht verbreitet Frost.

Vergangenes Jahr gab es ungewöhnlich viele Frostnächte im April, mit Frostkerzen und Räucheröfen versuchten die Landwirtinnen und Landwirte damals das Schlimmste zu verhindern und Blüten und Pflanzen vor der Kälte zu schützen und zu wärmen. Sogar einzelne Kälterekorde wurden aufgestellt, etwa in Windischgarsten in Oberösterreich mit minus 9,9 Grad und auf dem Flughafen in Graz mit minus sieben Grad. Der April 2021 war so kühl wie seit 24 Jahren nicht. Trotzdem war auch kurz der Sommer zu Gast, am 1. des Monats hatte es in Güssing (Burgenland) 26,9 Grad.

2012 und 2018 gab es 30 Grad

2012 war der April so heiß wie mitten im Sommer. Luft aus der Sahara trieb die Temperaturen in fast allen Bundesländern über die 30-Grad-Marke. In Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich) wurde am 28. April mit 32 Grad sogar ein neuer Österreich-Rekord erzielt.

2018 wurde in Salzburg bereits am 20. April die 30-Grad-Marke gebrochen. Dieser April ging als der wärmste in Österreich seit über 200 Jahren in die Annalen ein, die Temperaturen lagen fast fünf Grad über dem Durchschnitt, Frost war kein Thema, in den Landeshauptstädten gab es schon bis zu zehn Sommertage.

Dafür gingen heftige Gewitter wie mitten im Sommer nieder, eines genau über Graz am 16. April 2018. In wenigen Stunden fielen in der Grazer Innenstadt bis zu 162 Liter Regen pro Quadratmeter. Die Folge waren Überflutungen, auch ein Einkaufszentrum stand unter Wasser. Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen April regnet es im ganzen Monat in Graz nur 50 Liter pro Quadratmeter.

Schnee en masse 2017

Ein Fall für die Geschichtsbücher war auch die Wetterlage am 19. April 2017. Wenige Tage nach dem Ende der Winterreifenplicht kam es zu einem Schneesturm. Die Wiener Außenringautobahn (A21) musste komplett gesperrt werden, auch Teile der Westautobahn (A1) wurden für den Verkehr geschlossen.

Verschneites Haus am Turmkogel in der Gemeinde Puchenstuben (NÖ)
ORF/Daniel Schrott
Am 20. April 2017 auf dem Turmkogel in der Gemeinde Puchenstuben

In den Wiener Außenbezirken fielen bis zu 20 Zentimeter Schnee, in Lunz am See 86 Zentimeter und in Mariazell fast ein Meter. In Puchenstuben (Niederösterreich) lagen am 20. April in 1.100 Meter Höhe sogar anderthalb Meter Schnee. Die Lawinengefahr erreichte in den Ybbstaler Alpen die höchste Stufe fünf.

Nichts als Sonne im April 2007

Der wohl „langweiligste“ und eintönigste April, den man sich vorstellen kann, war der im Jahr 2007. Fast den ganzen Monat schien unter Hochdruckeinfluss die Sonne. Eisenstadt kam auf 326 Sonnenstunden, und im ganzen Monat fiel hier auch kein Tropfen Regen. Auch in Retz war der gesamte April 2007 staubtrocken.

Einen trockenen April wünschen sich die Bäuerinnen und Bauern heuer nicht, im Gegenteil. Nach dem extrem trockenen März ist weiterer Regen dringend nötig, das Niederschlagsdefizit ist nach wie vor groß. Geht es nach dem Gesetz der Serie, ist ein trockener April wahrscheinlich, haben doch die letzten vier April-Monate allesamt zu wenig Niederschlag gebracht. Aber jede Serie reißt einmal.