Sorge vor weiteren Offensiven im Osten und Süden

Die NATO und auch das ukrainische Verteidigungsministerium erwarten in den kommenden Wochen eine verstärkte russische Offensive im Osten und im Süden der Ukraine. Russland werde versuchen, den gesamten Donbass einzunehmen und eine Landbrücke zur Halbinsel Krim zu schaffen, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg gestern.

Die deutlichen Truppenbewegung weg von der Hauptstadt Kiew haben nach Einschätzung des Militärbündnisses damit zu tun, dass sich der Fokus der russischen Streitkräfte nun in Richtung Osten verlagert. Die Truppen würden neu gruppiert und neu bewaffnet.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen werden die Außenminister der Mitgliedsstaaten morgen beraten. Die Ukraine rechnet mit weiteren russischen Angriffen auf die belagerte Millionenstadt Charkiw im Osten.

Die Führung des US-Militärs hat sich für die Einrichtung permanenter US-Stützpunkte in den osteuropäischen NATO-Staaten ausgesprochen. Er würde dazu raten, dauerhaft Stützpunkte einzurichten, die dann von zeitweise entsandten US-Soldaten genutzt werden könnten, sagte Generalstabschef Mark Milley im US-Kongress.

Selenskyj will Moskau zur Rechenschaft ziehen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte mit einer Rede vor der UNO zu einer Reform des Vetosystems im Sicherheitsrat auf. Mit diesem kann unter anderem Russland Resolutionen blockieren. Alles müsse getan werden, damit das internationale Gremium effektiv handeln könne. Zudem forderte er, Moskau für die Gräueltaten in Butscha zur Rechenschaft zu ziehen. Die Vorfälle nannte er keinen Einzelfall.

Vor dem Sicherheitsrat schilderte der ukrainische Präsident im Detail entsetzliche Szenen aus Butscha. In der Stadt bei Kiew waren nach dem Abzug russischer Truppen Hunderte Leichen entdeckt worden, die nach ukrainischen Angaben auf Kriegsverbrechen russischer Soldaten hindeuten.

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