Kinder Überraschungseier
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Fabrik nun geschlossen

Ferrero entdeckte Salmonellen schon 2021

Der Süßwarenkonzern Ferrero hat seinen Rückruf für bestimmte Schokoladenprodukte der Marke Kinder wegen des Verdachts auf Salmonellen ausgeweitet. Bisher sind laut EU-Behörden 105 bestätigte Salmonellenfälle sowie 29 Verdachtsfälle registriert worden. Die Ursache ist laut Ferrero ein Filter in einem belgischen Werk. Vom Salmonenellenproblem wusste die Firma bereits seit 15. Dezember des Vorjahrs. Bekanntgeworden ist es erst jetzt. Die belgischen Behörden entzogen der Fabrik nun die Lizenz.

Einer Mitteilung des Konzerns zufolge wurden Mitte Dezember am Standort Arlon in Belgien Salmonellen in einem Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks festgestellt. Der Filter sei ausgetauscht worden und Kontrollen der unfertigen und fertigen Produkte seien gesteigert worden, so Ferrero.

Die daraus gefertigten Produkte seien daraufhin zurückgehalten worden. Laut der belgischen Tageszeitung „De Tijd“ wurden die an den vorangegangenen fünf Tagen hergestellten Produkte vernichtet. Eine Meldung an die belgische Ernährungsagentur FASNK erfolgte nicht, weil das nach Angaben des Unternehmens nicht notwendig war.

„Wir untersuchen noch, ob Ferrero uns hätte warnen sollen“, so FASNK-Sprecherin Helene Bonte laut „De Tijd“. „Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass das hier nicht richtig gehandhabt wurde“, sagte Eva De Bleeker, belgische Staatssekretärin für Verbraucherschutz.

Aufsichtsbehörde entzieht Fabrik Lizenz

Die Aufsichtsbehörde AFSCA kündigte am Freitag an, die Produktionslizenz für die Fabrik in Arlon infolge der Ermittlungen zu entziehen. Ferrero habe in den Ermittlungen nicht ausreichend Informationen geliefert, so die Mitteilung. Alle Produkte aus dem Werk müssten zurückgerufen werden, unabhängig von ihrem Produktionsdatum.

Ferrero-Fabrik in Arlon (Belgien)
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Die betroffene Fabrik in Belgien

Das umfasst laut der Mitteilung alle „Kinder Surprise“, „Kinder Mini Eggs“, „Kinder Surprise Maxi“ und „Schoko-Bons“, die in Arlon gefertigt wurden. AFSCA bat auch alle Vertriebsfirmen, die entsprechenden Produkte aus dem Einzelhandel zu nehmen. Das Werk in Arlon dürfe erst wieder öffnen, wenn alle Regeln und Anforderungen der Lebensmittelsicherheit erfüllt seien.

Kurz danach teilte Ferrero selbst mit, den Betrieb in der Fabrik einzustellen. Das Unternehmen räumte ein, dass „es interne Ineffizienzen gab, die zu Verzögerungen bei der rechtzeitigen Beschaffung und Weitergabe von Informationen führten“. Das habe sich „auf die Schnelligkeit und Wirksamkeit der Untersuchungen“ ausgewirkt. Das Werk werde erst wieder öffnen, wenn die Behörden die Freigabe erteilt haben.

Erste Fälle in Großbritannien

Alarm geschlagen hatte zuerst die britische Lebensmittelbehörde zu Beginn der Woche: In Großbritannien waren vor allem kleine Kinder an einer Salmonelleninfektion erkrankt, wie die Nachrichtenagentur PA am Montag meldete. Kurz darauf rief Ferrero einige Chargen an Kinder-Überraschungseiern zurück. Die Lebensmittelsicherheitsbehörde teilte mit, der Rückruf habe „eine mögliche Verbindung zu einem Salmonellenausbruch“.

Auch in Frankreich hatte Ferrero zu Wochenbeginn nach 21 Infektionsfällen Produkte zurückgerufen, wie die Gesundheitsbehörden in Paris mitteilten. Nach deren Angaben handelt es sich genetisch um dieselben Salmonellen, die für einen Ausbruch von Salmonellenerkrankungen in Großbritannien und Irland verantwortlich sind. Hergestellt wurden die betroffenen Kinder-Schokoprodukte alle in besagter Fabrik in Arlon.

Nur im Dezember produzierte Produkte betroffen

Durch die Zusammenarbeit mit Lebensmittel- und Gesundheitsbehörden in Europa habe Ferrero neue Daten erhalten, die eine Übereinstimmung zwischen den in Europa gemeldeten Salmonellenfällen und dem eigenen Werk in Arlon zeigten, hieß es nun von dem Unternehmen.

„Alle Produkte, die wir diese Woche zurückrufen, wurden im Dezember hergestellt“, sagte Ferrero-Sprecherin Laurence Evard laut „De Tijd“. Seit man das Problem entdeckt habe, sei die Anzahl der Prüfungen erhöht worden. Dabei sei nichts mehr gefunden worden. Es scheint also, dass Ferrero im Dezember weitere Produkte hätte zurückrufen und vernichten müssen – und zwar weiter zurückgehend als die Produktion von nur fünf Tagen. „Wir werden das untersuchen“, sagte Evrard.

Rückrufe ausgeweitet

Seit Bekanntwerden der Fälle musste Ferrero mehr und mehr Produkte auf die Rückrufliste setzen, zuletzt auch einige Weihnachtsartikel. Auch in den USA wurden Kinder-Produkte zurückgerufen. In Europa nahmen die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC Untersuchungen auf. In Österreich gab es laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) noch keinen Fall.