Ferrero-Überraschungseier
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Salmonellen

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ferrero

Das Salmonellenproblem des Süßwarenkonzerns Ferrero in einem belgischen Werk zieht weitere Kreise. Am Montag wurde bekannt, dass die belgische Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen hat. Diese stehen in Verbindung zu der Fabrik im belgischen Arlon, die vergangene Woche auf Behördenanweisung schließen musste.

Die Aufsichtsbehörde AFSCA hat Ferrero die Produktionslizenz vorübergehend entzogen, bis alle Regeln und Anforderungen der Lebensmittelsicherheit erfüllt seien. Ferrero habe in den Ermittlungen nicht ausreichend Informationen geliefert, so die Mitteilung.

Alle Kinder-Schokoladeprodukte, die hier gefertigt wurden, wurden zurückgezogen – unabhängig vom Produktionsdatum. Das umfasst laut der Mitteilung alle „Kinder Surprise“, „Kinder Mini Eggs“, „Kinder Surprise Maxi“ und „Schoko-Bons“, die in Arlon gefertigt wurden. AFSCA bat auch alle Vertriebsfirmen, die entsprechenden Produkte aus dem Einzelhandel zu nehmen. Das Werk in Arlon dürfe erst wieder öffnen, wenn alle Regeln und Anforderungen der Lebensmittelsicherheit erfüllt seien.

Bisher 105 Salmonellenfälle entdeckt

Vergangene Woche erst gab Ferrero bekannt, dass bereits am 15. Dezember 2021 Salmonellen in dem Werk entdeckt wurden. Betroffen gewesen sei ein Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks. Laut der belgischen Tageszeitung „De Tijd“ wurden die an den vorangegangenen fünf Tagen hergestellten Produkte vernichtet. Inzwischen sei der Filter ausgetauscht und die Kontrollen der unfertigen und fertigen Produkte gesteigert worden.

Bisher sind laut EU-Behörden 105 bestätigte Salmonellenfälle sowie 29 Verdachtsfälle registriert worden. Nach Auftreten der Salmonellen erfolgte keine Meldung an die belgische Ernährungsagentur FASNK, weil das nach Angaben des Unternehmens nicht notwendig war. „Wir untersuchen noch, ob Ferrero uns hätte warnen sollen“, so FASNK-Sprecherin Helene Bonte laut „De Tijd“. „Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass das hier nicht richtig gehandhabt wurde“, sagte Eva De Bleeker, belgische Staatssekretärin für Verbraucherschutz.

Ferrero-Fabrik in Arlon (Belgien)
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Die betroffene Fabrik in Belgien

Kurz nach der behördlichen Schließung teilte Ferrero selbst mit, den Betrieb in der Fabrik einzustellen. Das Unternehmen räumte ein, dass „es interne Ineffizienzen gab, die zu Verzögerungen bei der rechtzeitigen Beschaffung und Weitergabe von Informationen führten“. Das habe sich „auf die Schnelligkeit und Wirksamkeit der Untersuchungen“ ausgewirkt. Das Werk werde erst wieder öffnen, wenn die Behörden die Freigabe erteilt haben.

Großbritannien schlug Alarm

Alarm geschlagen hatte zuerst die britische Lebensmittelbehörde zu Beginn der Woche: In Großbritannien waren vor allem kleine Kinder an einer Salmonelleninfektion erkrankt, wie die Nachrichtenagentur PA vergangene Woche meldete. Kurz darauf rief Ferrero einige Chargen an Kinder-Überraschungseiern zurück. Die Lebensmittelsicherheitsbehörde teilte mit, der Rückruf habe „eine mögliche Verbindung zu einem Salmonellenausbruch“.

Auch in Frankreich hatte Ferrero vergangene Woche nach 21 Infektionsfällen Produkte zurückgerufen, wie die Gesundheitsbehörden in Paris mitteilten. Nach deren Angaben handelt es sich genetisch um dieselben Salmonellen, die für einen Ausbruch von Salmonellenerkrankungen in Großbritannien und Irland verantwortlich sind. Hergestellt wurden die betroffenen Kinder-Schokoprodukte alle in besagter Fabrik in Arlon.

Rückrufe auch in Österreich

Durch die Zusammenarbeit mit Lebensmittel- und Gesundheitsbehörden in Europa habe Ferrero neue Daten erhalten, die eine Übereinstimmung zwischen den in Europa gemeldeten Salmonellenfällen und dem eigenen Werk in Arlon zeigten, hieß es nun von dem Unternehmen.

„Alle Produkte, die wir diese Woche zurückrufen, wurden im Dezember hergestellt“, sagte Ferrero-Sprecherin Laurence Evard laut „De Tijd“. Seit man das Problem entdeckt habe, sei die Anzahl der Prüfungen erhöht worden. Dabei sei nichts mehr gefunden worden. Es scheint also, dass Ferrero im Dezember weitere Produkte hätte zurückrufen und vernichten müssen – und zwar weiter zurückgehend als die Produktion von nur fünf Tagen. „Wir werden das untersuchen“, sagte Evrard.

Seit Bekanntwerden der Fälle musste Ferrero mehr und mehr Produkte auf die Rückrufliste setzen, zuletzt auch einige Weihnachtsartikel. Auch in den USA wurden Kinder-Produkte zurückgerufen. In Europa nahmen die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC Untersuchungen auf. In Österreich gab es laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) noch keinen Fall.