Bosnien: Anklagen wegen Kriegsverbrechen erhoben

Die Staatsanwaltschaft Bosnien-Herzegowinas für Kriegsverbrechen hat, wie heute in Sarajevo mitgeteilt wurde, Anklage wegen Kriegsverbrechen gegen zehn Personen wegen eines genau 30 Jahre zurückliegenden Angriffes in der bosnischen Hauptstadt erhoben. Unter den Angeklagten befindet sich auch der damalige bosniakische (muslimische) Spitzenpolitiker Ejup Ganic.

Bei der Anklage geht es um einen Angriff in Sarajevo vom 3. Mai 1992 auf abziehende jugoslawische Streitkräfte, als acht Personen, darunter auch Zivilisten und medizinisches Personal, getötet und weitere 24 verletzt wurden. Mehrere Dutzend Soldaten und Zivilisten wurden laut der Anklage festgenommen, gefoltert und misshandelt.

Auf Basis eines serbischen Haftbefehls wegen Kriegsverbrechenvorwürfen in dieser Causa war Ganic 2010 in London festgenommen worden. Ein Jahr später hatte dasselbe Schicksal in Wien auch den inzwischen verstorbenen bosnischen General Jovan Divjak ereilt. Beide kamen später frei.

Die bosnische Staatsanwaltschaft hat der Anklage nun an die 500 Beweisunterlagen beigelegt und die Anhörung von 277 Zeugen vorgeschlagen. Die Ermittlungen im Fall „Dobrovoljacka“, wie die Straße, in der es zum Angriff gekommen war, damals hieß, waren 2018 aufgenommen worden, nachdem sechs Jahre zuvor Ermittlungen gegen 14 Personen, darunter auch Ganic, eingestellt worden waren.