Sozialleistungen verhinderten Armutsanstieg

Die Pandemie hat nicht den befürchteten Anstieg der Armut in Österreich gebracht. Verantwortlich dafür sind zu einem guten Teil die gewährten Sozialleistungen. Auch die Kurzarbeit hat sich diesbezüglich bewährt, geht aus einer Erhebung der Statistik Austria hervor.

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) sah in einer Aussendung den Beleg dafür, dass die Politik der Regierung Schlimmeres verhindert habe. Ohne Sozialleistungen und Pensionen wäre fast jeder zweite in Österreich lebende Mensch armutsgefährdet, so Rauch. Hilfsorganisationen warnten vor der Zukunft.

Zentrales Ergebnis der Erhebung ist, dass im Vorjahr 160.000 Personen, 1,8 Prozent der Bevölkerung in Österreich, erheblich materiell und sozial benachteiligt waren, da sie sich mehrere grundlegende Ausgaben zur Sicherung des Mindestlebensstandards nach EU-Definition nicht leisten konnten.

Mehr Mietrückstände, weniger Freizeitaktivitäten

Diese Zahl ist damit sogar geringer ausgefallen als der Vorjahreswert von drei Prozent. Es gab allerdings auch Daten, die sich verschlechterten wie die Unmöglichkeit, unerwartete Ausgaben zu tätigen, hier gab es einen leichten Anstieg von 18 auf 19 Prozent.

Haushalte mit hauptsächlich Sozialleistungen waren häufiger mit Miete oder anderen regelmäßigen Zahlungen in Rückstand als andere (14 Prozent vs. vier Prozent) und hatten vielfach Probleme unerwartete Ausgaben zu leisten (50 Prozent vs. 14 Prozent). Auch Freizeitaktivitäten auszuüben, die mit Kosten verbunden sind, war für hauptsächlich Sozialleistungsbeziehende (19 Prozent konnten es sich nicht leisten) seltener möglich als für den Rest der Bevölkerung (vier Prozent).

Volkshilfe sieht „Warnsignal“

Die Volkshilfe ist unzufrieden: Bereits vor zwei Jahren sei von der Regierung die Halbierung der Armut versprochen worden. Zudem seien in den 2021er-Zahlen noch nicht die Folgen der Teuerung abgebildet. Caritas-Generalsekretärin Anna Parr sprach von einem „Warnsignal“ an die Politik.

Effektive Hilfen brauche es bei Kinderarmut, Arbeitslosigkeit und der Situation von Alleinerziehenden, merkte die Armutskonferenz an. Die SPÖ-Frauen forderten eine Unterhaltsgarantie, die sofortige Rücknahme der Mietpreiserhöhung vom 1. April, ein Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und ein höheres Arbeitslosengeld.

FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch vermisste entsprechende Reaktionen des Sozialministers darauf, dass die Armutsgefährdungsquote um 70.000 Personen steige.