Israel: Wirbel um Reform bei „koscherem Handy“

Eine Reform des Telekommunikationsministers Joas Hendel sorgt derzeit für Empörung bei Ultraorthodoxen in Israel. Die Reform, die Hendel laut israelischen Medien zu Wochenbeginn bekanntgab und die in wenigen Wochen in Kraft treten soll, betrifft das „koschere Telefon“. Dabei handelt es sich um Smartphones, die an einer eigenen Vorwahl erkennbar sind und deren Funktionen eingeschränkt sind, sodass etwa gewisse Seiten wie Pornowebsites nicht angesteuert werden können.

Sie sollen Verstöße von Erwachsenen wie Kindern gegen ultraorthodoxe Moralvorstellungen und religiöse Gebote verhindern. Die Handys gelten als nicht unumstritten. Beliebt sind diese Handys in den ultraorthodoxen Communitys jedenfalls bei Eltern. Denn für die Kinder in diesen Gemeinden ist im Zuge des pandemiebedingten Distance-Learning das Handy ebenfalls endgültig zum permanent in Verwendung befindlichen Alltagsgegenstand geworden.

Rabbinerrat entscheidet über Zugang zu Apps

Schon einfache Handys, noch ohne Webzugang, hatten bei ultraorthodoxen Rabbinern für Kritik gesorgt – damals wegen der SMS-Funktion. Es wurde ein eigenes Aufsichtsgremium geschaffen, das seither de facto die Kontrolle über die Ausgestaltung und Funktionsweise von Smartphones unter Ultraorthodoxen in Israel hat. Telekomunternehmen bieten längst Smartphones mit entsprechend eingeschränkter Funktionalität an: Der Rabbinerrat bestimmt dabei, welche Apps darauf heruntergeladen werden können und welche Rufnummern gesperrt sind.

Zweites Handy neben dem „koscheren“

Laut Hendel würden viele streng Religiöse die Einschränkungen umgehen, indem sie neben dem „koscheren“ Handy ein „trefes“ Gerät hätten. Koscher (rein und erlaubt) und trefe (unrein und verboten), sind zwei der wichtigsten Begriffe der jüdischen Speisegesetze. Regeln der Kaschrut beziehen sich natürlich nicht auf Handys, aber im allgemeinen israelischen bzw. jüdischen Sprachgebrauch wird „koscher“ und „trefe“ für jedes Verhalten, das der religiösen Lebensweise entspricht oder eben widerspricht, verwendet. Von Verfechtern der speziellen Handys wird Hendels Behauptung dagegen bestritten.

Künftig soll es durch die dann mögliche Rufnummernmitnahme laut Hendel eine größere Auswahl bei Geräten geben, und die Preise sollen deutlich sinken. Wenn gewollt, kann man sich laut Hendel das Handy weiter vom Telekombetreiber nach den Vorgaben des Rabbinerrates teilsperren lassen.