Russlands Außenminister Sergej Lawrow
Reuters/Maxim Shipenkov
Nach Lawrow-Interview

Russland legt gegen Israel nach

Zuletzt hat der russische Außenminister Sergej Lawrow für internationale Empörung gesorgt, als er ohne Beweise in einem Interview behauptet hat, Adolf Hitler habe „jüdisches Blut“ gehabt. Am Donnerstag legte Moskau nach. Laut russischer Darstellung kämpfen israelische „Söldner“ in der Ukraine an der Seite des Asow-Regiments. Israel reagierte auf die Äußerungen aus Moskau empört und sprach von einem „schrecklichen historischen Fehler“.

„Israelische Söldner befinden sich quasi Schulter an Schulter mit Asow-Kämpfern“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. Das Asow-Regiment wird von Moskau als neonazistisch bezeichnet. Es war 2014 als Freiwilligenbataillon gegründet worden und kämpfte gegen prorussische Kämpfer in der Ostukraine. Seine Kämpfer sorgten in der Vergangenheit mit Neonazi-Symbolen für Aufsehen. Inzwischen übernahm das ukrainische Militär die Kontrolle über das Regiment.

Mit ihren Äußerungen heizte Sacharowa die Spannungen mit Israel weiter an. Zuvor hatte das russische Außenministerium in sozialen Netzwerken einen „Über Antisemitismus“ getitelten Kommentar veröffentlicht. Darin wird Israel nach seiner Kritik an einem Nazi-Vergleich von Lawrow die Unterstützung des „Neonazi-Regimes“ in der Ukraine vorgeworfen.

Israels Premierminister Naftali Bennett
APA/AFP/Menahem Kahana
Israels Premier Bennett bezichtigt Lawrow der „Lügen“

Heftig kritisiertes Interview mit italienischem Sender

Noch zu Beginn der russischen Invasion hatte sich der israelische Premierminister Naftali Bennett um eine Vermittlung zwischen Kiew und Moskau bemüht. Für großen Widerstand sorgten nun aber die Aussagen aus Moskau gegenüber Israel. Lawrow hatte am Sonntag in dem Interview mit dem italienischen Sender Mediaset die Anschuldigung wiederholt, in der ukrainischen Regierung gebe es Neonazis.

Die angebliche „Entnazifizierung“ Ukraine ist Teil der russischen Kriegspropaganda. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist Jude. Das sei kein Gegenargument für die russische Begründung der Invasion, so Lawrow. Er kommentierte das mit den Worten: „Ich könnte mich irren, aber Hitler hatte auch jüdisches Blut.“

Hintergrund der von Lawrow wiederholten Behauptung sei die Tatsache, dass Hitlers Vater Alois ein uneheliches Kind gewesen sei, schrieb der israelische Historiker Ofer Aderet in der Zeitung „Haaretz“. „Wir wissen nicht, wer der Großvater väterlicherseits war“, schrieb Aderet. Für verschiedene Behauptungen, dieser Großvater sei jüdisch gewesen, gebe es jedoch keine historischen Beweise.

„Skandalös“ und „unverzeihlich“

Israels Außenminister Jair Lapid nannte diese Äußerungen „skandalös“ und „unverzeihlich“ und forderte eine Entschuldigung. Er habe den russischen Botschafter zu sich zitiert, um eine „Klarstellung“ zu fordern. „Juden haben sich während des Holocaust nicht selbst ermordet“, betonte der Außenminister. „Das niedrigste Niveau von Rassismus gegen Juden ist es, Juden selbst des Antisemitismus zu bezichtigen.“

Israels Premier Bennett bezichtigte Lawrow der „Lügen“. Bennett erklärte, der russische Außenminister habe de facto „den Juden selbst vorgeworfen, die schrecklichsten Verbrechen der Geschichte“ begangen zu haben, die gegen sie verübt worden seien. „Kein Krieg in unserer Zeit ist wie der Holocaust oder mit dem Holocaust vergleichbar“, so der Regierungschef.

„Niedrigste Form von Rassismus“

Selenskyj sprach von „antisemitischen“ Äußerungen und warf Russland vor, in der Ukraine einen „totalen Krieg“ zu führen. Die Aussagen zeigten, dass Russland „alle Lektionen des Zweiten Weltkriegs vergessen“ habe.

Scharf reagierten auch die USA. „Es war die niedrigste Form von Rassismus, es war die niedrigste Form von Propaganda, es war die niedrigste Form einer heimtückischen Lüge“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. Die deutsche Regierung bezeichnete die Aussagen aus Moskau als „absurd“.