Boltz: WKO-Vorschlag zu Strompreis bringt nicht viel

Der Energieexperte Walter Boltz hält wenig vom Vorschlag des Wirtschaftskammer-Präsidenten Harald Mahrer, vom aktuellen Merit-Order-Prinzip zur Strompreisbildung abzugehen. Dieses besagt, dass das jeweils letzte – in der Regel teuerste – (Gas-)Kraftwerk das Preisniveau bestimmt. Das würde nach Ansicht von Boltz für Endkundinnen und -kunden nicht viel ändern. Würde man stattdessen etwa ein Pool-Modell anwenden, würde es preislich „nicht um so viel besser“, so Boltz gegenüber Ö1.

„Ich glaube, es würde eine gewisse Erleichterung bei den Preisen bieten, aber für Haushaltskunden wird es deswegen auch nicht billiger, weil die zahlen ja auch jetzt schon nicht den tatsächlichen Großhandelspreis, sondern den Durchschnitt der letzten zweieinhalb Jahre, und der ist deutlich niedriger“, so der frühere E-Control-Vorstand Boltz heute gegenüber Ö1.

Boltz: Änderung auf EU-Ebene nötig

Eine Änderung des Strommarktes müsse auf europäischer Ebene passieren. Denn auch wenn in Österreich besonders viel erneuerbare Energie produziert werde, so erzeugten die heimischen Kraftwerke für den europäischen Markt, so Johannes Mayer, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Regulierungsbehörde E-Control, in dem Radiobeitrag.

Die Diskussion, warum bei uns Strom so teuer sei, wo wir doch so viel Wasserkraft haben, sei „ein Missverständnis“: „Wir haben viel Wasser, wir brauchen aber gleichzeitig die Gaskraftwerke, um die heimische Stromversorgung sicherstellen zu können. Und zweitens ist es auch so, dass unsere Kraftwerke in Österreich, wie alle anderen Kraftwerke in der EU auch, für Europa produzieren.“

E-Wirtschaft verteidigt aktuelles System

Aus Sicht der E-Wirtschaft ist das bestehende Marktmodell zur Strompreisbildung das beste. Es habe sich jahrelang bewährt und funktioniere seit der Strommarktliberalisierung vor über 20 Jahren gut. Allein die Haushaltskunden hätten sich seither 13 Milliarden Euro erspart, so Oesterreichs-Energie-Generalsekretärin Barbara Schmidt.

Die Wirtschaftskammer wies in einer Stellungnahme am Abend erneut darauf hin, dass für Änderungen bei der Strompreisbildung europäische Regelungen notwendig seien. „Eine temporäre Änderung des Merit-Order-Prinzips ist eine mögliche Maßnahme, die rasch eine Entlastung für die Betriebe bringen könnte. Haushaltskunden würden davon natürlich indirekt profitieren, weil man die Inflationsspirale verlangsamen würde“, hieß es von der WKÖ zur APA. Die genaue Ausgestaltung müsse „offen diskutiert werden“.