Über die Einigung berichtete zuerst das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf eine Gerichtsanhörung. Der als Champlain Towers South bekannte Wohnkomplex mit rund 130 Einheiten war zunächst teilweise kollabiert. Der einsturzgefährdete Rest des Gebäudes wurde später gezielt gesprengt. Überlebende waren nur in den ersten Stunden nach dem Einsturz gefunden worden.
Der Vergleich ist laut „WSJ“ deutlich höher, als von Fachleuten erwartet worden war. Vor der Entscheidung, die etwa sechs Wochen vor dem ersten Jahrestag des Unglücks am 24. Juni, fiel, hatte der Richter nur eine Entschädigung von 83 Millionen Dollar für alle Appartementbesitzer zusammen für den Verlust ihres Eigentums bewilligt. Da zu dem Zeitpunkt noch keine Entschädigung für die Familien der Opfer feststand, kam es in einer Gerichtsanhörung im März zu emotionalen Szenen im Gerichtssaal.
Firmen von Nachbarprojekt mitgeklagt
Die Entschädigungssumme stieg dramatisch an, nachdem die Immobilienentwickler eines benachbarten Luxusappartementblocks, Eighty Seven Park, von den Anwälten der Überlebenden und Angehörigen ebenfalls geklagt worden waren. Die Klägerinnen und Kläger argumentierten, dass der Bau des Luxusblocks den eingestürzten Wohnblick Champlain Towers South beschädigt habe. Ein Vorwurf, den die Entwickler von Eighty Seven Park vehement bestritten.
Und die Summe könnte sich noch weiter erhöhen, da weitere Firmen geklagt wurden, etwa jene, die die Inspektionen durchführte.
„Schockiert über das Ergebnis“
Der Richter des Verfahrens, Michael Hanzman, sagte laut „New York Times“, er sei „schockiert über das Ergebnis. Ich denke, es ist phantastisch.“ Das sei eine Entschädigung, die weit über das hinausgehe, was er erwartet habe.
Jahrelang bekannte „strukturelle Schäden“
Das zwölfstöckige Wohngebäude Champlain Towers South mit rund 130 Wohneinheiten war in der Nacht auf den 24. Juni teilweise eingestürzt. Ein Gutachten hatte aber bereits 2018 „große strukturelle Schäden“ an dem 1981 fertiggestellten Gebäude festgestellt.
Warnungen in den Wind geschlagen
Zuletzt hatte es in der „Washington Post“ und anderen US-Medien Berichte über einen Brief des Eigentümervorstands von April 2021 gegeben. Diesem zufolge seien die Schäden, die 2018 in einem Gutachten aufgelistet worden waren, nun sehr viel weiter vorangeschritten gewesen, wie es in dem Brief hieß.
Der Eigentümervorstand erklärte den anderen Eigentümerinnen und Eigentümern, warum fast 15 Mio. US-Dollar für die Sanierung nötig seien. „Wenn man das Abplatzen des Betons direkt sehen kann, bedeutet das, dass der Träger, der ihn zusammenhält, unter der Oberfläche rostet und sich die Tragkraft verschlechtert“, hieß es im Brief. Und weiter: „Bitte beachten Sie, dass sich der ursprüngliche Arbeitsumfang des Berichts aus 2018 vergrößert hat.“ Auf diesen Bericht von 2018 hin passierte allerdings jahrelang nichts.